Unter Gütekriterien werden Qualitätskriterien verstanden, die eine zuverlässige, gültige und objektive Forschung nach wissenschaftlichen Standards erlauben. Zu den Hauptgütekriterien gehören Validität, Reliabilität und Objektivität. Nur wenn alle Gütekriterien erfüllt werden, können aus den Daten, Analysen und Ergebnissen richtige Schlussfolgerungen gezogen werden. Neben den Hauptgüterkriterien lassen sich noch Nebengütekriterien aufzählen, zu denen Ökonomie, Utilität, Zumutbarkeit, Testfairness, Akzeptanz, Transparenz, Unverfälschbarkeit, Normierung, Vergleichbarkeit zuzuordnen sind.
Validität | Reliabilität | Objektivität
Die Validität (Gültigkeit) gibt wieder, ob die Messung/Forschung genau die Merkmale/Kennzahlen misst, um gültige Schlussfolgerungen zuzulassen.
Es wird zwischen folgenden Validitätsarten differenziert:
Inhaltsvalidität: Wenn eine inhaltliche Annahme (Konstrukt) durch eine Forschungsmethode gemessen und bestätigt (korreliert) wird, ist sie inhaltlich gültig. Diese Validitätsart bezieht nur auf Inhalte und nicht auf Zahlen (Kennzahlen)
Beispiel: Gehen die Fragen aus dem Fragenbogen inhaltlich auf die zu untersuchenden Merkmale ein?
Unter einem Konstrukt wird eine Annahme begriffen, welche nur indirekt gemessen wird (z. B. Angst, Glauben, Liebe, Einstellung, Vertrauen).
Kriterienvalidität: Die Kriterien sind gültig (valide), wenn ein Zusammenhang (Korrelation) zwischen einem Kriterium und den Forschungsergebnissen besteht. Im Gegensatz zur Inhaltsvalidität geht die Kriterienvalidität auch auf Zahlen (Kennzahlen) ein.
Beispiel: Besteht zwischen dem Preis und der Kaufabsicht ein Zusammenhang?
Konstruktvalidität: Eine Annahme (Konstrukt) gilt als gültig, wenn diese Annahme (Konstrukt) durch unterschiedliche Forschungsmethoden zu den gleichen Ergebnissen führt. Die Konstruktvalidät wird für die Inhaltsvalidität vorausgesetzt.
Beispiel: Unterschiedliche Forschungen bestätigen die Annahme, dass zwischen Qualität und Kundenzufriedenheit ein Zusammenhang besteht.
Interne Validität: Eine interne Validität ist gegeben, wenn das Forschungsergebnis durch eine Variable/ein Merkmal beeinflusst wird (Korrelation). Somit werden Störfaktoren (weitere Variablen) ausgeschlossen.
Beispiel: Die Forschung misst Variablen oder identifiziert Merkmale, die zur gültigen Ergebnissen (Schlussfolgerungen) führen.
Externe Validität: Im Gegensatz zur internen Validität ist die Gültigkeit nicht auf eine bestimmte Forschung beschränkt, sondern kann auch auf andere Kontexte/Situationen übertragen werden (Generalisierung). Wenn Sie gegeben ist, lassen sich auch Ergebnisse bei anderen Kontexten/Situationen (Vorhersage-Validität) vorhersagen.
Anschauungsvalidität: Sie liegt vor, wenn die Forschungsergebnisse mit den subjektiven Einschätzungen des Forschers übereinstimmen. Die Anschauungsvalidität wird auch teilweise als Synonym von der Inhaltsvalidität bezeichnet.
Unter Reliabilität (Zuverlässigkeit) wird verstanden, ob die Messung/Forschung von Annahmen (Konstrukt) und Kennzahlen zuverlässig ist. Sie gilt als zuverlässig, wenn mehrere Messungen/Forschungen (Wiederholungsmessungen) immer wieder zu den gleichen Ergebnissen führen. Diese Messung/Forschung wird nachvollziehbar und kann dadurch auch von anderen Forschern interpretiert und wiederholt werden.
Es wird zwischen folgenden Reliabilitätsarten differenziert:
Retestreliabilität: Sie liegt vor, wenn die gleiche Forschung mehrmals zu unterschiedlichen Zeitpunkten durchgeführt wird und dennoch zu den gleichen Ergebnissen führt.
Paralleltest-Reliabilität: Die gleiche Gruppe wird zwei stark ähnelnden Tests (nacheinander oder zu einem späten Zeitpunkt) unterzogen. Wenn aus beiden Tests die gleichen oder sehr ähnliche (korreliert) Ergebnisse resultieren, ist der Test zuverlässig.
Äquivalente Reliabilität: Sie liegt vor, wenn eine Annahme (Konstrukt), mit unterschiedlichen, aber gleichwertigen (äquivalenten) Forschungen zu den gleichen oder sehr ähnlichen (korrelieren) Ergebnissen führt.
Unter Objektivität wird ein Kriterium bei einer wissenschaftlichen Forschung verstanden, die unabhängig von den Rahmenbedingungen (Forscher, Situation und Umfeld) zu den gleichen Ergebnissen kommt. Sie ist gegeben, wenn die Durchführung, Auswertung und Interpretation der Forschung gleich verlaufen.
Die Objektivität wird in drei Arten unterteilt:
Durchführungsobjektivität: Sie ist gegeben, wenn die ganze Forschung im gleichen Umfeld und unabhängig vom Forscher durchgeführt wird.
Beispiel: Alle Versuche wurden im Labor unter den gleichen Bedingungen durchgeführt.
Auswertungsobjektivität: Die Auswertung verläuft bei gleichen Antworten/Kennzahlen auf die gleiche Weise.
Beispiel: Wenn zwei befragte Personen die gleiche Antwort in einer Umfrage angeben, dann wird die Antwort gleich ausgewertet (gleicher Stellenwert).
Interpretationsobjektivität: Die erhobenen Daten werden unabhängig vom Forscher auf die gleiche Art und Weise interpretiert.
Beispiel: Eine befragte Person gibt in einer Umfrage an, kein Einkommen aus einer Erwerbstätigkeit zu haben. Daraus interpretieren beide Forscher, dass bei der befragten Person keine Kaufabsicht für Luxusartikel besteht.
Ökonomie | Utilität | Zumutbarkeit | Testfairness | Akzeptanz | Transparenz | Unverfälschbarkeit | Normierung | Vergleichbarkeit | Unverfälschbarkeit
Mit Ökonomie wird das Kosten-Nutzenverhältnis einer Forschung geprüft. Dabei stellen sich die Fragen: Ist der Nutzen höher als der Aufwand für die Durchführung einer Forschung? Können die Ergebnisse auch mit einem geringeren Aufwand erzielt werden? Besteht bereits eine Forschung, auf deren Daten man zurückgreifen könnte?
Die Utilität geht auf Tauglichkeit und Nützlichkeit einer Forschung ein. Eine Forschung gilt als nützlich, wenn deren Erkenntnisse auch eine praktische Anwendung finden. Aufgrund der Ähnlichkeit wird sie auch als externe Validität begriffen.
Unter Zumutbarkeit wird verstanden, ob bei einer Forschung Menschen oder Tiere psychisch, physisch oder zeitlich nicht zu stark belastet werden. Die gewonnenen Erkenntnisse müssen wesentlich größer sein als die psychische, physische oder zeitliche Belastung, damit die Forschung als zumutbar gilt.
Die Testfairness gibt wieder, ob die Antworten der Versuchspersonen unabhängig von ihrer ethnischen, soziokulturellen, religiösen, sexuellen oder geschlechtsspezifischen Zugehörigkeit erfasst, bewertet und interpretiert werden.
Unter der Akzeptanz wird verstanden, ob z. B. die befragten Personen eine Umfrage für angemessen und brauchbar zur Messung einer Annahme (Konstrukts) ansehen. Sie wird oft auch als Synonym für Augenscheinvalidität genutzt.
Die Transparenz gibt an, ob die Instruktion für die Versuchspersonen verständlich und nachvollziehbar ist. Im Vorfeld können "Aufwärmfragen" gestellt werden, damit die Versuchspersonen sich auf die Forschung/Umfrage einstellen können. Somit wissen sie, was sie bei der Forschung/Umfrage erwartet.
Mit der Unverfälschbarkeit wird gemeint, ob die Forschung/Umfrage so aufgebaut ist, dass Versuchspersonen oder Forscher weder bewusst noch unbewusst die Ergebnisse manipulieren, um ein bestimmtes Ergebnis zu erhalten.
Mit der Normierung wird die Erstellung eines Vergleichssystems (Referenzsystem) verstanden, die erlaubt die Werte zu interpretieren und vergleichen. Manche erfassten Daten können ohne eine weitere Erklärung für einen Außenstehenden nicht eingeschätzt werden. Erst ein Vergleichssystem ermöglicht alle Daten miteinander zu vergleichen.
Die Vergleichbarkeit geht darauf ein, ob zu der Forschung/Umfrage auch alternative Forschungen/Umfragen existieren. Das Nebenkriterium ist teilweise eine Mischform aus der Reliabilität und Validität.
Transparenz | Intersubjektivität | Reichweite
Im Gegensatz zu den quantitativen Gütekriterien gibt es bei den qualitativen Gütekriterien keine unumstrittene und dominierende Klassifizierung der Gütekriterien (kein wissenschaftlicher Konsens). Hierbei werden drei Ansätze verfolgt:
Die gesamte Wahl der Forschungsmethode, Durchführung, Auswertung und Interpretation der Ergebnisse muss transparent und nachvollziehbar sein. Dadurch soll eine erneute Durchführung der gleichen Forschung (Reproduzierbarkeit) ermöglicht werden. Die Transparenz muss entlang des Forschungsprozesses gegeben sein. Sie hat eine gewisse Ähnlichkeit zur Validität (quantitative Güterkriterien).
Die qualitative Forschung erfolgt aus einer Ich-bezogenen Wahrnehmung (subjektiv), die ebenfalls von anderen Forschern anders interpretierbar ist. Dabei soll die eigene Meinung auch kritisch hinterfragt (Reflektion) werden. Somit soll eine Annäherung an die Objektivität geschaffen werden.
Im Gegensatz zur quantitativen Forschung beruht die qualitative Forschung häufig auf einer geringen Fallzahlen. Daher muss darauf eingegangen werden, inwiefern die Ergebnisse auf eine größere Fallzahl verallgemeinert (Übertragbarkeit) werden können und wie zuverlässig die Übertragbarkeit der Daten ist. Dadurch möchte man die praktische Wichtigkeit (Relevanz) einer Forschung wiedergeben. Demnach entspricht die Reichweite der externen Validität (und teilweise der Reliabilität) in der quantitativen Forschung.
Mit diesem Wissen erstellen Sie eine Forschung oder einen Test für Ihre Bachelorarbeit, Masterarbeit oder Doktorarbeit.