Beim Zitieren von Urteilen und Gerichtsentscheidungen geben Sie Gericht, Datum, Aktenzeichen und Fundstelle an. Hier erfahren Sie, wie Sie BGH-, EuGH- und EGMR-Urteile richtig zitieren – für Hausarbeit, Seminararbeit, Bachelorarbeit, Masterarbeit und Dissertation.
Das Zitieren von Urteilen und Gerichtsentscheidungen folgt anderen Regeln als das Zitieren von Büchern oder Internetquellen. Urteile sind Primärquellen und werden direkt aus der amtlichen Entscheidungssammlung oder einer juristischen Datenbank zitiert.
Eine korrekte Quellenangabe für Gerichtsurteile muss folgende Informationen enthalten:
• Gericht – Welches Gericht hat entschieden?
• Art der Entscheidung – Urteil, Beschluss oder Verfügung?
• Datum – Wann wurde entschieden?
• Aktenzeichen – Die eindeutige Kennzeichnung
• Fundstelle – Wo ist die Entscheidung veröffentlicht?
Im Unterschied zum Zitieren von Gesetzen (z.B. § 433 BGB) werden bei Urteilen immer Datum und Aktenzeichen angegeben. Gesetze haben kein Datum – Urteile schon, denn sie sind Einzelfallentscheidungen.
In juristischen Hausarbeiten und Seminararbeiten ist das korrekte Zitieren von Urteilen besonders wichtig. Fehler bei Aktenzeichen oder Fundstellen können zu Punktabzug führen!
Der Aufbau einer Urteilszitation folgt einem festen Schema. Je nach Zitierweise und Vorgaben Ihrer Hochschule kann das Format leicht variieren:
[Gericht], [Entscheidungsart] vom [Datum] – [Aktenzeichen] –, [Fundstelle] BGH, Urteil vom 15.03.2022 – VI ZR 51/21 –, NJW 2022, 1234 | Bestandteil | Erklärung | Beispiel |
|---|---|---|
| Gericht | Offizielle Abkürzung des Gerichts | BGH, BVerfG, OLG München |
| Entscheidungsart | Urteil, Beschluss, Verfügung | Urteil, Beschl. |
| Datum | Tag der Entscheidung | vom 15.03.2022 |
| Aktenzeichen | Eindeutige Kennung der Entscheidung | VI ZR 51/21 |
| Fundstelle | Wo die Entscheidung veröffentlicht ist | NJW 2022, 1234 oder BGHZ 230, 45 |
| Randnummer (optional) | Genaue Stelle im Urteil | Rn. 15 |
Das Aktenzeichen ist die eindeutige Kennung einer Gerichtsentscheidung. Es setzt sich zusammen aus:
VI ZR 51/21
VI = Senat (hier: 6. Zivilsenat)
ZR = Registerzeichen (Zivilsachen Revision)
51 = Laufende Nummer
21 = Jahr des Eingangs (2021)
So zitieren Sie Entscheidungen der wichtigsten deutschen Gerichte:
Höchstes deutsches Gericht in Zivil- und Strafsachen. Entscheidungssammlungen: BGHZ (Zivilsachen), BGHSt (Strafsachen).
Hüter des Grundgesetzes. Entscheidungssammlung: BVerfGE. Prüft die Verfassungsmäßigkeit von Gesetzen.
Höchstes Gericht in Verwaltungssachen. Entscheidungssammlung: BVerwGE.
Höchstes deutsches Arbeitsgericht. Entscheidungssammlung: BAGE.
Höchstes Gericht in Steuer- und Zollsachen. Entscheidungssammlung: BFHE.
Höchstes Gericht in Sozialrechtssachen. Entscheidungssammlung: BSGE.
Bei OLG und LG wird zusätzlich der Gerichtsort genannt: OLG München, Urteil vom 12.05.2022 – 7 U 234/21 –, NJW 2022, 2345
Beim Zitieren von EuGH-Urteilen und EGMR-Entscheidungen gelten besondere Regeln:
Der EuGH verwendet den ECLI (European Case Law Identifier) als einheitliche Kennung. Das Zitierformat:
EuGH, Urteil vom [Datum] – [Rechtssache] –, [ECLI], [Fundstelle] EuGH, Urteil vom 13.05.2014 – C-131/12 (Google Spain) –, ECLI:EU:C:2014:317, NJW 2014, 2257 Der EGMR in Straßburg entscheidet über Beschwerden nach der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK):
EGMR, Urteil vom [Datum] – [Beschwerde-Nr.] ([Kurzbezeichnung]) –, [Fundstelle] EGMR, Urteil vom 07.02.2012 – 40660/08 (von Hannover/Deutschland Nr. 2) –, NJW 2012, 1053 | Gericht | Abkürzung | Zuständigkeit |
|---|---|---|
| Europäischer Gerichtshof | EuGH | EU-Recht, Vorabentscheidungen |
| Gericht der EU | EuG | Klagen gegen EU-Organe (1. Instanz) |
| EGMR | EGMR | Menschenrechte (EMRK) |
Eine häufige Frage: Gehören Urteile ins Literaturverzeichnis? Die Antwort hängt von den Vorgaben ab:
In den meisten juristischen Arbeiten werden Urteile nicht im Literaturverzeichnis aufgeführt, sondern in einem separaten Rechtsprechungsverzeichnis.
Das Rechtsprechungsverzeichnis (auch: Entscheidungsverzeichnis) wird nach dem Literaturverzeichnis eingefügt. Es enthält alle zitierten Urteile, geordnet nach Gerichten:
Rechtsprechungsverzeichnis
Bundesgerichtshof (BGH)
BGH, Urteil vom 08.07.2020 – VIII ZR 163/18 –, BGHZ 226, 208
BGH, Urteil vom 15.03.2022 – VI ZR 51/21 –, NJW 2022, 1234
Bundesverfassungsgericht (BVerfG)
BVerfG, Beschl. vom 15.01.2020 – 2 BvR 1763/16 –, BVerfGE 153, 182
Europäischer Gerichtshof (EuGH)
EuGH, Urteil vom 13.05.2014 – C-131/12 –, NJW 2014, 2257 In juristischen Arbeiten werden Urteile meist in der Fußnote zitiert:
Die Rechtsprechung hat klargestellt, dass der Verkäufer auch bei arglistig verschwiegenen Mängeln haftet.¹ ¹ BGH, Urteil vom 08.07.2020 – VIII ZR 163/18 –, BGHZ 226, 208, Rn. 25. In manchen Fällen wird direkt im Text auf das Urteil verwiesen:
Der BGH hat in seinem Urteil vom 08.07.2020 (VIII ZR 163/18, BGHZ 226, 208) klargestellt, dass... Wo finden Sie Urteile und wie geben Sie die Fundstelle korrekt an?
| Sammlung | Abkürzung | Inhalt |
|---|---|---|
| Entscheidungen des BGH in Zivilsachen | BGHZ | BGH-Urteile in Zivilsachen |
| Entscheidungen des BGH in Strafsachen | BGHSt | BGH-Urteile in Strafsachen |
| Entscheidungen des BVerfG | BVerfGE | Bundesverfassungsgericht |
| Entscheidungen des BVerwG | BVerwGE | Bundesverwaltungsgericht |
| Zeitschrift | Abkürzung | Zitierbeispiel |
|---|---|---|
| Neue Juristische Wochenschrift | NJW | NJW 2022, 1234 |
| Neue Zeitschrift für Verwaltungsrecht | NVwZ | NVwZ 2021, 567 |
| Monatsschrift für Deutsches Recht | MDR | MDR 2020, 890 |
| Zeitschrift für Wirtschaftsrecht | ZIP | ZIP 2019, 234 |
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BGH, BVerfG und andere Gerichte veröffentlichen Urteile kostenfrei auf ihren Websites.
Ein BGH-Urteil zitieren Sie so: BGH, Urteil vom 08.07.2020 – VIII ZR 163/18 –, BGHZ 226, 208. Geben Sie Gericht, Datum, Aktenzeichen (in Gedankenstrichen) und Fundstelle an.
EuGH-Urteile werden mit ECLI zitiert: EuGH, Urteil vom 13.05.2014 – C-131/12 –, ECLI:EU:C:2014:317. Bei bekannten Entscheidungen können Sie auch den Namen ergänzen (z.B. „Google Spain").
Nein, in juristischen Arbeiten werden Urteile in einem separaten Rechtsprechungsverzeichnis aufgeführt, das nach dem Literaturverzeichnis kommt.
Das Aktenzeichen steht am Anfang jeder Gerichtsentscheidung. In Online-Datenbanken (beck-online, juris) und auf den Gerichts-Websites ist es immer angegeben.
EGMR-Urteile zitieren Sie so: EGMR, Urteil vom 07.02.2012 – 40660/08 (von Hannover/Deutschland Nr. 2) –, NJW 2012, 1053. Die Beschwerde-Nummer und der Fall-Name sind wichtig.
ECLI (European Case Law Identifier) ist eine einheitliche Kennung für Gerichtsentscheidungen in Europa. Der EuGH verwendet den ECLI als Standard-Zitierformat.
Die Gerichte (BGH, BVerfG, BVerwG) veröffentlichen viele Urteile kostenfrei auf ihren Websites. Über Uni-Bibliotheken haben Sie Zugang zu beck-online und juris.
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