Nicht nur hochrangige Politiker wie Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg mussten ihren Doktortitel im Anschluss an eine ausführliche Plagiatsprüfung ihrer Dissertation in der Vergangenheit bereits abgeben. Denn auch auf der kommunalen Ebene hat dieses Schicksal so manch einen Politiker ereilt. So war es auch bei der Plagiatsaffäre Andreas Kasper, die durchaus Parallelen zur Affäre um Karl-Theodor zu Guttenbergs Dissertation, der inzwischen in den USA lebt und dort als Investor tätig ist, aufweist. Immerhin verweigerten beide Männer den freiwilligen Rücktritt von ihren politischen Ämtern. Allerdings verlor der CDU-Kommunalpolitiker Andreas Kasper nicht nur seinen Doktortitel, da er bei seiner Doktorarbeit abgeschrieben hatte. Vielmehr wurde auch ein Strafbefehl gegen den CDU-Mann erlassen und er musste gleich zwei hohe Geldstrafen im Gesamtwert von fast 20.000 Euro bezahlen.
Es waren Wissenschaftler von der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften mit Sitz in Speyer, die den Plagiatsverdacht gegen Andreas Kasper im Jahr 2008 laut werden ließen. Sie fanden in der Dissertation des Kommunalpolitikers gleich mehrere Stellen, die von anderen Autoren abgeschrieben, jedoch nicht hinreichend als Zitat gekennzeichnet worden waren. Daraufhin leitete die Universität Göttingen, die Andreas Speyer seine Doktorwürde einst verliehen hatte, eine erneute Prüfung der Arbeit ein. Die Universität teilte im Juni des Jahres 2009 mit, dass sie dem Politiker den Titel aberkennen würde. Dies war jedoch nicht die einzige Konsequenz der Bewertung von Andreas Kaspers Doktorarbeit als Plagiat.
Vielmehr schaltete sich auch die Staatsanwaltschaft Göttingen ein. Sie beantragte sogar ein Strafverfahren gegen Andreas Kasper, welches aufgrund seines Verstoßes gegen das geltende Urheberrechtsgesetz entsprechend eingeleitet wurde. Zudem nannte die Staatsanwaltschaft das besondere öffentliche Interesse an diesem Fall als einen Grund, warum es überhaupt zu einer Strafverfolgung kam. Immerhin hatte Kasper zur Zeit der Plagiatsaffäre Andreas Kasper ein hohes politisches Amt inne. Im Januar 2010 erfolgte dann die gerichtliche Entscheidung in diesem Fall. Der CDU-Mann wurde zu einer Geldstrafe in Höhe von insgesamt 90 Tagessätzen a je 100 Euro verurteilt, so dass die Gesamtstrafe 9.000 Euro betrug. Gegen dieses Urteil erhob der Politiker von der CDU keinen Einspruch.
Dies war jedoch nicht das einzige Strafverfahren, mit dem sich Kasper herumärgern musste. Immerhin wurde er auch für Plagiate, die als sein Beitrag in diversen Fachzeitschriften abgedruckt worden waren, angeklagt. Zu einem Schuldspruch kam es in dieser Sache jedoch nicht. Denn die Staatsanwaltschaft Detmold stellte das Verfahren im Sommer des Jahres 2010 letztendlich ein, nachdem man sich mit dem Politiker auf eine Geldbuße in Höhe von 10.000 Euro geeinigt hatte. Mindestens 19.000 Euro hat die Plagiatsaffäre Andreas Kasper den Politiker also gekostet. Diese Summe beziffert allerdings weder die Kosten für den Anwalt des Politikers noch die Kosten für den Imageschaden, den Andreas Kasper aufgrund seiner Fehlhandlungen erlitten hat.
Auch auf politischer Ebene hatte die Plagiatsaffäre um seine Person weitreichende Konsequenzen für den Kommunalpolitiker. Das Amt des Verbandsvorstehers, welches der CDU-Mann zuvor inne gehabt hatte, verlor er im Mai des Jahres 2010. Dabei gehörte Kasper zu der Gruppe der Politiker, die nicht freiwillig aus ihrem Amt ausschieden. Vielmehr hatte er einen Rücktritt aus eigenen Stücken ausdrücklich abgelehnt und damit argumentiert, dass kein Doktorgrad erforderlich sei, um sich zum Verbandsvorsteher wählen zu lassen. Das Vertrauen seiner Politikkollegen genoss Kasper im Anschluss an die Plagiatsaffäre jedoch anscheinend nicht einmal im Ansatz. Immerhin wurde er ohne eine einzige Gegenstimme abgewählt und verlor sein Amt aufgrund der Fehler, die er in der Vergangenheit bei seiner Doktorarbeit gemacht hatte.
Auch die Tatsache, dass Kasper darauf bestanden hatte, dass er nach bestem Gewissen zitiert habe, und seine Fehler öffentlich nicht eingestand, ist ihm am Ende wohl zum Verhängnis geworden. Noch dazu hatte sich der CDU-Mann, der einst als Shooting-Star der lokalen Politszene galt, erlaubt, die Schuld seinen Doktorvätern in die Schuhe zu schieben. Beide Professoren hatten die Plagiate in der Tat nicht bemerkt. Sie jedoch öffentlich für die eigenen Fehler verantwortlich machen zu wollen, ging in den Augen vieler Beobachter einfach einen entscheidenden Schritt zu weit. Auch dieser Vorwurf hat dem öffentlichen Image von Andreas Kasper somit alles andere als gut getan.
Wie viele andere Politiker auch, hatte Andreas Scheuer von der CSU mit seinen ganz eigenen Plagiatsvorwürfen zu kämpfen. Seine Doktorarbeit hatte der hochrangige CSU-Politiker an der Karls-Universität Prag eingereicht, um dort den PhDr., den sogenannten kleinen Doktorgrad, welcher nicht mit dem in Deutschland verliehenen Doktortitel zu verwechseln ist, zu erwerben. Unter dem Titel „Die politische Kommunikation der CSU im System Bayerns“ war Scheuer dies auch mit seiner Arbeit gelungen, mit der er sich im August des Jahres 2014 allerdings öffentlich einem Plagiatsvorwurf stellen musste. Anders als im Fall von Karl-Theodor zu Guttenberg wurde der CSU-Mann von diesem Vorwurf allerdings freigesprochen. Denn die eingehende Plagiatsprüfung zeigte auf, dass es sich bei der Arbeit des Politikers eben nicht um ein Plagiat handelte, welches seiner politischen Karriere ansonsten hätte nachhaltig schaden können.
Die Plagiatsaffäre Andreas Scheuer war also im eigentlichen Sinn gar keine Affäre, da die Prüfung in Prag ergab, dass es sich bei der Arbeit des CSU-Generalsekretärs eben um kein Plagiat handelte. Dies soll jedoch nicht bedeuten, dass der Vorwurf gegen Andreas Scheuer nicht begründet war. Immerhin gab es durchaus Textstellen, die unmittelbar aus Fremdquellen übernommen wurden, ohne dass der spätere Politiker sie damals entsprechend gekennzeichnet hatte. Insgesamt wurden von der zuständigen Kommission der Karls-Universität Prag gleich drei Textstellen ermittelt, bei denen eine ausreichende Quellenangabe fehlte. Das Komitee konnte jedoch keinen schwerwiegenden Verstoß feststellen, so dass dem CSU-Mann der kleine Doktortitel entsprechend nicht aberkannt wurde.
Wenngleich der Politiker der bayerischen CSU in der Plagiatsaffäre Andreas Scheuer nicht schuldig gesprochen wurde, gab er selbst an, dass er dem ihm verliehenen kleinen Doktortitel fortan nicht mehr führen wollte. Außerdem gaben sich viele von Scheuers Politikkollegen nicht damit zufrieden, dass er von der zuständigen Universität in Prag von dem Plagiatsvorwurf freigesprochen worden war. Vielmehr nutzen viele seiner Kritiker diese Chance, um im Zusammenhang mit der Plagiatsaffäre Andreas Scheuer auch weitere Details aus seinem Lebenslauf infrage zu stellen und eine öffentliche Debatte anzuzetteln.
Nicht nur Ursula von der Leyen und Karl Theodor zu Guttenberg waren bereits von ihren ganz eigenen Plagiatsaffären betroffen. Auch Annette Schavan machte negative Schlagzeilen aufgrund eines entsprechenden Plagiatsvorwurfs. Während die Politikerin von 2005 bis 2014 Mitglied beim Deutschen Bundestag war, verlor sie ihr Ministeramt sogar durch den Plagiatsskandal, der Anfang 2013 seinen Lauf nahm. Von 2005 bis 2013 war Annette Schavan als Bildungsministerin für die Bundesrepublik Deutschland im Einsatz. Kurz nach der Plagiatsaffäre Schavan endete somit nicht nur ihre Zeit als Ministerin, sondern auch ihre politische Karriere im Bundestag. Sie ist jedoch seit 2014 in ihrer neuen Rolle als deutsche Botschafterin im Vatikan auch weiterhin politisch aktiv. Rückblickend lässt sich also feststellen, dass die politische Karriere der Annette Schavan durch die Plagiatsaffäre nicht den größtmöglichen Schaden genommen hat. Dabei war die Angst der Ex-Ministerin groß, dass sie durch ein Plagiat bei ihrer Doktorarbeit alles hätte verlieren können.
Der Plagiatsvorwurf geben die Ministerin kam im Mai 2012 auf. Damals wurde bekannt, dass die Ministerin bei ihrer Dissertation aus dem Jahr 1980, die sie unter dem Titel „Person und Gewissen. Studien zu Voraussetzungen, Notwendigkeit und Erfordernissen heutiger Gewissensbildung“ eingereicht hatte, abgeschrieben haben sollte. Ein Blog, der diesen Vorwurf online öffentlich erhob, wies darauf hin, dass Schavan auf gleich 94 von insgesamt 325 Seiten abgeschrieben haben solle. Nachdem die Vorwürfe immer lauter wurden, fragte die Ministerin bei dem zuständigen Promotionskomitee der Universität Düsseldorf selbst an, ob man ihre Arbeit einer Plagiatsprüfung unterziehen könne. Ein Gutachter stellte prompt eine Täuschungsabsicht bei der Doktorarbeit fest, welcher Annette Schavan selbst umgehend widersprach – und das obwohl sie das vollständige Gutachten zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal gelesen hatte.
Nun musste sich die Philosophische Fakultät der Universität Düsseldorf also damit beschäftigen, ob man den Titel der Politikerin wirklich aberkennen sollte. Auch wenn die Ministerin selbst beteuerte, zwar Flüchtigkeitsfehler begangen, aber nicht absichtlich getäuscht zu haben, wurde ihr der Titel letztendlich aberkannt. Im Februar 2013 wurde dann bekannt, dass Annette Schavan bei der Bundeskanzlerin darum gebeten hatte, von ihrem Amt als Ministerin für Bildung und Forschung zurückzutreten – ein schwerer Schritt für Annette Schavan. Auch auf politischer Ebene blieb die Plagiatsaffäre Schavan demnach nicht ohne Folgen. Dennoch reichte die Politikerin nur wenige Wochen später eine Klage gegen die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf ein, um die Entscheidung des Promotionskomitees anzufechten. Gut ein Jahr später wies das zuständige Verwaltungsgericht in Düsseldorf die Klage von Annette Schavan allerdings endgültig ab. Somit konnte die Ministerin ihren einstmaligen Titel auch auf diesem Weg nicht retten.
Nicht nur bevor es zu der Aberkennung des Titels von Annette Schavan kam, gab es viel öffentliche Kritik. Denn trotz der Plagiatsaffäre Schavan entschied sich die Universität Leipzig im Jahr 2014 dazu, der Ex-Ministerin obgleich ihres Fehlverhaltens, das erst jüngst zur Titelaberkennung geführt hatte, einen Ehrendoktortitel zu verleihen. Die Universität begründete diesen Schritt vor allem damit, dass Frau Schavan sich enorm für die Medizinische Fakultät der Universität Lübeck eingesetzt hatte, die sonst vielleicht nicht hätte gerettet werden können. Auch der Umstand, dass Annette Schavan im Februar 2014 als deutsche Botschafterin ernannt wurde, sorgte für den einen oder anderen Aufschrei. Denn um am höheren Auswärtigen Dienst teilnehmen zu können, ist ein Master- oder höherer Abschluss der Bewerber in Deutschland zwingend vorgesehen. Diesen konnte die Ministerin nun jedoch nicht mehr vorweisen. Dieser Umstand stand ihrer Entsendung als Botschafterin in den Vatikan offensichtlich nicht im Weg, so dass die Plagiatsaffäre Schavan für die Ministerin selbst ein verhältnismäßig glimpfliches Ende genommen hat.
Während es vor allem Politiker sind, die mit ihren Plagiatsaffären sehr öffentlich Negativschlagzeilen machen, bedeutet ein Studium der Kunstwissenschaften nicht, dass solch ein Schicksal nicht möglich ist. Das musste auch Anette Seelinger am eigenen Leib erfahren. Die deutsche (Ex-) Pädagogin und Künstlerin, die 1958 geboren wurde, hat ihren Doktortitel im Jahr 2011 aufgrund einer umfassenden Plagiatsprüfung ihrer Dissertation ebenfalls verloren. Die Doktorarbeit, die sie im Jahr 2000 mit dem Titel „Ästhetische Konstellationen: zur Konzeption kritisch-ästhetischer Bildung in der medien-technologischen Gesellschaft“ eingereicht hatte, konnte bei der erneuten Überprüfung durch die Universität Darmstadt angesichts des Plagiatsverdachts einfach nicht bestehen.
Vor der Aberkennung ihres Doktortitels war Anette Seelinger Professorin für Ästhetik, Kommunikation und Medien und arbeitete an der Fachhochschule Frankfurt am Main. Dort beschäftigte sie sich hauptsächlich mit Kunst in einem sozialen Kontext sowie ästhetisch-medialen Kommunikationsformen. Ihre Doktorarbeit hatte die ehemalige Professorin im Jahr 2000 an der Universität Darmstadt eingereicht und daraufhin den Doktortitel verliehen bekommen. Doch auch an der Universität Frankfurt sowie an der Kunsthochschule des Landes Hessen und an der Hochschule für Bildende Künste in der Hansestadt Hamburg hatte sich die Künstlerin die Fähigkeiten für ihre spätere Professur angeeignet.
2011 nahm die akademische Karriere der Anette Seelinger dann ein jähes Ende. Denn in diesem Jahr kam die Universität Darmstadt zu dem Urteil, dass ihre Dissertation zu gut 25 Prozent aus Plagiaten bestand. Eine Aberkennung des Doktorgrads war somit unumgänglich, wobei dies umso prekärer war, da die Künstlerin zu diesem Zeitpunkt noch selbst als Professorin für Kunst tätig war. Da Anette Seelinger wohl um ihre Karriere und Zukunft bangte, wollte sie das Urteil nicht auf sich sitzen lassen und zog vor Gericht, um gegen die Aberkennung ihres bisherigen Doktorgrades zu kämpfen. Damit war sie jedoch nicht erfolgreich. Denn bereits im April 2011 bestätigte das zuständige Verwaltungsgericht der Stadt Darmstadt, dass die Aberkennung des Titels völlig korrekt gewesen war. Der ehemaligen Professorin blieb zu diesem Zeitpunkt nichts anderes übrig, als von sich aus die Kündigung einzureichen. Dies tat sie im Mai 2011 und gab ihre bisherige Anstellung an der FH in Frankfurt am Main damit auf.
Seitdem ist es um Anette Seelinger eher still geworden. Während die Künstlerin im Jahr 2010 zu einem der Vorstandsmitglieder bei der hessischen Film- und Medienakademie ernannt wurde, ist nicht bekannt, ob sie in dieser Rolle weiterhin aktiv ist. Als freischaffende Künstlerin ist die nunmehr nicht-Doktorin aber dennoch tätig. Sie konnte bereits Ausstellungen ihrer Werke in Deutschland sowie in der Schweiz, Kanada und Kuba auf die Beine stellen. Außerdem hat die Künstlerin zumindest in der Vergangenheit häufig Vorträge bei öffentlichen Veranstaltungen gehalten und konnte für diese auch gebucht werden.
Dass es die Plagiatsaffäre Bernd Althusmann überhaupt gab, ist an sich schon ein kleiner Skandal. Immerhin war der CDU-Mann zu dem Zeitpunkt, als die Vorwürfe gegen ihn erstmals laut wurden, noch Präsident der Kultusministerkonferenz, die sich mit der deutschen Bildungspolitik als wichtigstes Gremium auf diesem Gebiet befasst. Auch in seiner Rolle als Kultusminister von Niedersachsen hatte Bernd Althusmann die geltenden Standards an Hochschulen und Schulen entscheidend beeinflusst, so dass die Plagiatsvorwürfe gegen seine Person für den Mann von der CDU umso prekärer waren. Ende des Jahres 2011 wurde der Plagiatsverdacht zum ersten Mal öffentlich geäußert. Dieser erschien in der Zeitung Die Zeit. Entsprechend sah sich die Universität Potsdam, von der Bernd Althusmann seinen Doktortitel einst verliehen bekomme hatte, zu einer Überprüfung des Vorwurfs gezwungen. Während dabei zwar eine Reihe von formalen Mängeln in der Arbeit des Kultusministers gefunden wurden, konnte eine Täuschungsabsicht nicht festgestellt werden. Auch den Tatbestand eines wissenschaftlichen Fehlverhaltens sah das zuständige Komitee der Universität Potsdam nicht vollends gegeben, so dass die Plagiatsaffäre Bernd Althusmann schnell vorbei war und der CDU-Politiker seinen Doktortitel entsprechend nicht abgeben musste.
Allerdings hat die Plagiatsaffäre um Bernd Althusmann dennoch aufgezeigt, wie gravierende Mängel in der Arbeit des Politikers zu finden waren. Auch wenn der Kultusminister selbst zum damaligen Zeitpunkt nur von „möglichen Zitierfehlern“ sprach, fand die Universität Potsdam zum Teil gravierende Mängel in der Arbeit des Ministers. Dass es sich bei der Arbeit von Althusmann um keine akademische Höchstleistung gehandelt hatte, war ohnehin von Anfang an klar gewesen. Denn er hatte die schlechtmöglichste Note erhalten, die überhaupt vergeben werden kann und dennoch zum Bestehen einer Doktorarbeit und entsprechend zur Vergabe des Doktortitels ausreicht. Auch wenn die zuständige Kommission der Universität Potsdam Althusmanns Dissertation nicht nur für inhaltlich recht dünn, sondern auch für voll von formalen Mängeln befunden hatte, reichte dies für einen Nachweis der Täuschungsabsicht eben nicht aus.
Aufgrund dieser fehlenden Absicht konnte Althusmanns Titel nicht aberkannt werden. Dabei gab es in diesem Zusammenhang durchaus kritische Stimmen, die hinterfragten, ob der CDU-Mann den Doktortitel jemals verdient hatte. Immerhin müsse man sich doch fragen, ob Bernd Althusmann die Fähigkeiten, die eine wissenschaftliche Arbeit einem Doktoranden abverlangt, wirklich besessen hatte. Allerdings ist diese Frage allein eben auch nicht Grund genug, um den Minister seinen Titel zu entziehen. Dabei hat Althusmanns Umgang mit der Plagiatsaffäre vielleicht auch etwas damit zu tun, dass diese für ihn so glimpflich ausgegangen ist. Schließlich hatte der Kultusminister gar nicht erst versucht, mögliche Fehler unter den Teppich zu kehren. Er machte seine Dissertation sogar öffentlich, damit diese überprüft werden konnte. Aus PR-Sicht hat Althusmann diese Krise somit deutlich besser gemeistert als die meisten anderen Politiker vor und nach ihm. Vielleicht war es auch das, was die Hochschule Potsdam unter anderem dazu bewogen hat, dem Politiker seinen Titel nicht zu entziehen.
Bei Bijan Djir-Sarai handelt es sich um einen weiteren Politiker der FDP, dessen Plagiatsaffäre dazu geführt hat, dass er seinen Doktortitel abgeben musste. Nachdem die Doktorarbeit des Bundestagsabgeordneten von der zuständigen Fakultät der Universität Köln überprüft worden war, fiel das Urteil der Plagiatsprüfung vernichtend aus. Der ursprünglich aus Teheran stammende Politiker sei seinen Zitierpflichten, die eine derartige wissenschaftliche Arbeit selbstverständlich mit sich bringt, nicht ausreichend nachgekommen. Genau wie Karl-Theodor zu Guttenberg, der seinen Doktortitel im Anschluss an den Plagiatsvorwurf ebenfalls nicht behalten durfte, hatte auch Bijan Djir-Sarai zu viele Textpassagen von anderen Autoren übernommen, ohne diese korrekt zu kennzeichnen.
So hätte man annehmen müssen, dass es sich dabei um das geistige Eigentum des FDP-Mannes handeln würde, auch wenn dies in der Realität nicht der Fall war. Zu viele Teile der Arbeit von Bijan Djir-Sarai waren abgeschrieben, so dass die Universität Köln dem Politiker seinen Titel schlussendlich entziehen musste. Der Diplom-Kaufmann hatte seine Doktorarbeit zu dem nachfolgenden Thema verfasst: „Ökologische Modernisierung der PVC-Branche in Deutschland.“ Im Internet wurde im Jahr 2011 zum ersten Mal von einer möglichen Plagiatsaffäre Djir-Sarai berichtet. Auch im Fall dieses Politikers, der einst als Flüchtling ohne jegliche Deutschkenntnisse nach Deutschland gekommen war und dennoch das Gymnasium besuchen konnte, war die Online-Plattform VroniPlag Wiki entscheidend am dem Bekanntwerden des Plagiatsvorwurfs beteiligt. Allerdings zog die Plattform diese Vorwürfe zu einem späteren Zeitpunkt zurück. Genützt hat es Bijan Djir-Sarai jedoch nichts, da der Politiker seinen Doktortitel letztendlich abgeben musste und diesen fortan nicht weiter führen darf.
Für den FDP-Politiker scheint die Plagiatsaffäre Djir-Sarai dennoch ein relativ glimpfliches Ende genommen zu haben. Denn bis zum Jahr 2013 blieb der Politiker trotz dieser Affäre Mitglied beim Deutschen Bundestag und das obwohl ihm sein Titel von der Universität Köln bereits im März 2012 aberkannt worden war. Wenige Zeit später erlitt die FDP jedoch eine Wahlniederlage auf Bundesebene, so dass Djir-Sarai fortan nicht mehr als Bundestagsabgeordneter für seine Partei in Erscheinung treten konnte. Im März 2014 wurde Politiker mit iranischen Wurzeln allerdings zum Vorsitzenden des FDP-Bezirksverbandes von Düsseldorf ernannt. Die Plagiatsaffäre Djir-Sarai hat somit kein Aus für den Politiker bedeutet, der auch heute noch eine wichtige Rolle in der FDP spielt.
Bei der Plagiatsaffäre Christoph Mörgeli handelt es sich um eine Plagiatsaffäre der etwas anderen Art. Immerhin geht es nicht etwa darum, dass der Schweizer bei seiner Doktorarbeit selbst abgeschrieben hätte. Vielmehr ist der Politiker der SVP in die Kritik geraten, da er als Doktorvater mehrere Doktorarbeiten einfach durchgewinkt haben soll, bei denen es sich um ein offensichtliches Plagiat gehandelt hat. Dabei soll es um mehr als 12 Doktorarbeiten gegangen sein, die einer umfassenden Plagiatsprüfung durch einen anderen Prüfer auf gar keinen Fall standgehalten hätten. Als Medizinhistoriker und Professor an der Universität von Zürich soll Mörgeli jedoch nicht allein gehandelt haben. Vielmehr wird einem seiner Kollegen das gleiche Fehlverhalten bei der Bewertung dieser Doktorarbeiten vorgeworfen. Bei dem Kollegen handelt es sich um niemand anderes als Beat Rüttimann, den langjährigen, überaus anerkannten Direktor des medizin-historischen Instituts der Universität von Zürich. Das macht diese Plagiatsaffäre natürlich umso brisanter.
Inzwischen gibt es mehrere Doktoranden, deren Arbeit einfach von Mörgeli durchgewinkt wurde, die sich zu dieser Sache geäußert haben. Ein Mediziner sagte zum Beispiel aus, dass seine Arbeit einzig und allein im Übersetzen eines vorhandenen Textes aus dem Archiv der Universität bestanden habe, der zuvor nur auf Altdeutsch vorlag. Diesen Text übersetzte der Mediziner nicht einmal selbst, sondern beauftrage einen fachkundigen Übersetzer damit. An der Ausarbeitung seiner Dissertation war er somit nur finanziell beteiligt, da der Doktorand dem Übersetzer mehrere Tausend Franken für seine Arbeit zahlte. Im Endeffekt reichte der Mediziner, der seinen Doktortitel anschließend unter anderem von Christoph Mörgeli verliehen bekam, also einfach nur eine dreiste Übersetzung der geistigen Arbeit eines anderen ein, die er nicht einmal selbst angefertigt hatte. Mörgeli scheint speziell diesen Fall jedoch in einem ganz anderen Licht zu sehen.
Der Professor und Politiker gab als Reaktion auf die Vorwürfe gegen seine Person an, dass diese Schriften, die bisher nur handschriftlich vorgelegen hatten, ein wichtiges Gut für die Nachwelt seien. Somit hätten die entsprechenden Dissertationen dazu beigetragen, diese Texte zu konservieren und weiterhin zugänglich zu machen. Ob man diese Art von Arbeit jedoch Dissertation nennen kann, wird von vielen Kritikern stark bezweifelt. Noch dazu ist das längst nicht das Ende der Vorwürfe gegen Mörgeli. Denn es gab noch weitere Dissertationen, die Mörgeli scheinbar durchgewinkt hatte, obwohl er das nicht hätte tun sollen. Darunter sollen sich auch Dissertationen mit einer Länge von gut 120 Seiten befunden haben, bei denen rund 100 dieser Seiten abgeschrieben waren. Bei diesen Dissertationen hätte auch dem Schweizer Professor klar sein müssen, dass diese den nötigen wissenschaftlichen Standard für einen Doktortitel eben nicht erfüllten, so die Kritiker Mörgelis.
Demnach musste Christoph Mörgeli heftige Kritik einstecken und sich auch öffentlich für sein Verhalten rechtfertigen. Nun stellt sich die Frage, inwieweit die Plagiatsaffäre außer der erlittenen Imageschädigung weitere Konsequenzen für Mörgeli gehabt hat. Im Frühjahr 2013 wurde bekannt, dass sich die Universität Zürich mit Christoph Mörgeli trotz seines Fehlverhaltens zufrieden zeigte und ihn daher für weitere sechs Jahre einstellte. Auch wenn er sich solch grobe Fehler hatte zu Schulden kommen lassen, darf der Mann von der SVP weiterhin als Professor an einer der wichtigsten Universitäten in der gesamten Schweiz unterrichten.
Der Politiker Daniel Volk sah sich im Jahr 2011 wie viele seiner Kollegen von anderen Parteien auch mit einem Plagiatsvorwurf konfrontiert. Dabei ging es um seine Doktorarbeit zum Thema „Die Begrenzung kriegerischer Konflikte durch das moderne Völkerrecht.“ Diese hatte der Mann von der FDP im Jahr 2004 an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg eingereicht und daraufhin seinen Doktortitel verliehen bekommen. Bei der Prüfung dieser Dissertation hatte die VroniPlag Plattform jedoch etwas zu beanstanden und bestand daher auf eine Plagiatsprüfung durch die zuständige Kommission der Universität. Im Gegensatz zu Karl-Theodor zu Guttenberg nahm die Plagiatsaffäre Daniel Volk für den Politiker jedoch ein glimpfliches Ende. Er durfte seinen Titel behalten, da die Kommission bei der Prüfung der Arbeit nur minderschwere Plagiatsfälle feststellen konnte. Diese gab die Universität 2013 bekannt.
Als Bundestagsabgeordneter genoss Daniel Volk zum Zeit der Plagiatsvorwurfs natürlich eine gewisse Prominenz. Umso spannender gestaltete sich für die VroniPlag Plattform auch die Prüfung seiner Doktorarbeit. Auf 186 Seiten stellten die Prüfer der Plattform gut ein Fünftel Plagiate fest, weshalb sie ihren Plagiatsvorwurf gegen den FDP-Mann öffentlich machten. Der Politiker selbst gab zeitnah seine Unschuld bekannt. In einem Interview mit dem Spiegel gab Daniel Volk sogar zu bedenken, dass er viele der Vorwürfe nicht einmal nachvollziehen könne. Während diese Strategie bei vielen anderen Politikern nicht aufgegangen ist, hatte Daniel Volk mehr Glück. Die Untersuchungskommission sah keinen Anlass für eine Titelaberkennung oder weitere Maßnahmen gegen den Bundestagsabgeordneten von der FDP. Obwohl seine Arbeit durchaus Unregelmäßigkeiten enthielt, waren diese für die Entziehung des Doktortitels nicht ausreichend. Während der gesamten Plagiatsaffäre Daniel Volk hatte der Politiker seinen Titel übrigens weiter geführt und schien sich seiner Sache auch insgesamt relativ sicher. Die Universität Würzburg ist offenbar zum gleichen Urteil gekommen.
Es sind vor allem viele hochrangige Politiker, die in den letzten Jahren mit ihren mehr oder minder spektakulären oder gar dreisten Plagiatsaffären Schlagzeilen gemacht haben. Während es meist um Doktorarbeiten ging, bei denen gehörig abgeschrieben wurde, musste Doris Fiala im Anschluss an eine eingehende Plagiatsprüfung ihren Master-Titel abgeben. Der Master-Titel in Krisenmanagement und Sicherheitspolitik war der Schweizer Politikerin zwar aberkannt worden. Das hielt sie jedoch nicht davon ab, einen neuen Titel abzustreben. Während die ETH Zürich der Politikerin ihren Titel wegnahm, schreibt diese mittlerweile schon an einer neuen Arbeit.
Die Schweizer Unternehmerin und FDP-Politikerin musste Ende April 2013 zum ersten Mal die Plagiatsvorwürfe gegen ihre Person über sich ergehen lassen. Ihre Masterarbeit sei in Teilen direkt von Wikipedia sowie von weiteren Quellen übernommen worden. In der Tat räumte auch Doris Fiala als Reaktion auf diese Vorwürfe selbst ein, dass sie bei der Abschlussarbeit für ihren Master of Advanced Studies wohl nicht mit der nötigen Sorgfalt vorgegangen war. Für eine Betrügerin hielt sich die FDP-Politikerin jedoch nicht. Da die ETH Zürich den Fall dennoch prüfen wollte, wurde ein Gutachter eigens beauftragt. Er sollte herausfinden, wie es um den Plagiatsgehalt der Masterarbeit wirklich stand. Sein finales Urteil war leider kein Gutes.
Darüber hinaus setzte sich auch die VroniPlag Wiki Plattform äußerst kritisch mit Doris Fialas Masterarbeit auseinander. Im Juli 2013 folgte dann das endgültige Urteil. Da die Politikern in einigen Fußnoten wörtlich zitiert hatte, ohne die Passagen entsprechend als Zitat zu kennzeichnen, wurde ihr der Titel des Masters entzogen. Diese fahrlässigen Handlungen von Fialas hätten den Grundsätzen des korrekten wissenschaftlichen Arbeitens in den Augen der Gutachter einfach nicht entsprochen, wenngleich eine Betrugsabsicht im Rahmen der Plagiatsprüfung nicht nachgewiesen werden konnte. Das war auch der Grund, warum Doris Fiala überhaupt die Chance erhielt, eine neue Masterarbeit zu verfassen und diese einzureichen, um den Mastergrad zum zweiten Mal zu erlangen. Bisher ist die zweite Masterarbeit der Politikerin allerdings noch in Arbeit und wurde nicht bei der ETH Zürich eingereicht.
Florian Graf kann sich zu einer Reihe von Politikern der CDU und anderen großen deutschen Parteien gesellen, die ihren Doktortitel aufgrund einer Plagiatsaffäre verloren haben. Seinen Doktorgrad hatte Graf im Jahr 2010 von der Universität Potsdam verliehen bekommen. In seiner Doktorarbeit ging es um den „Entwicklungsprozess einer Oppositionspartei nach dem abrupten Ende langjähriger Regierungsverantwortung am Beispiel der Christlich Demokratischen Union (CDU) in der Hauptstadt Berlin während der 15. Wahlperiode (2001-2006).“ Lange hielt die Freude über den Doktortitel jedoch nicht an. Denn bereits zwei Jahre nachdem Florian Graf diese akademische Würde verliehen bekommen hatte, wurde ihm der Doktortitel nicht als Ergebnis einer vorausgehenden Plagiatsprüfung, sondern auf eigenen Wunsch aberkannt. Zum damaligen Zeitpunkt war Graf der Berliner Fraktionschef der CDU, so dass diese Nachricht in der Presse umso mehr Wellen schlug.
Außerdem nahm die Plagiatsaffäre Graf einen ganz anderen Anfang als die Plagiatsaffären der meisten Politiker. Während die VroniPlag Wiki Plattform an der Aufdeckung vieler Plagiatsverdachte beteiligt war, wurde der Plagiatsvorwurf gegen Florian Graf quasi aus Versehen bekannt. Zunächst hatte Graf einen Sperrvermerk für seine Dissertation beantragt. Diesen Antrag hatte der Mann von der CDU bereits bei Abgabe seiner Doktorarbeit beim zuständigen Erstgutachter gestellt, um anschließend einen Teil seiner Arbeit in einer Fachzeitschrift als Fachartikel öffentlich machen zu können. Im Jahr 2011 wollte Florian Graf diesen Sperrvermerk verlängern lassen. Während sich Graf eine Verlängerung des Sperrvermerks um ein Jahr erbat, passierte jedoch ein Verfahrensfehler. Dieser führte wiederum dazu, dass eine erneute Begutachtung der Dissertation von Graf erfolgte, die zu einem ersten Plagiatsverdacht führte. Im Zuge der Plagiatsaffäre Graf beteuerte der Politiker selbst ausdrücklich, dass er seinen Fehler bemerkt habe. Schließlich hatte er den zweiten Sperrvermerk nur beantragt, da ihm die Zeit für die Verfassung des angekündigten Fachartikels zunächst aus privaten und beruflichen Gründen gefehlt hatte. Als Florian Graf sich dann erneut mit seiner Dissertation beschäftigte, um den versäumten Fachartikel nachzuholen, seien ihm seine Fehler bei der Zitierweise selbst aufgefallen. Da Florian Graf seine Doktorwürde von der Universität Potsdam als externer Promotionsstudent verliehen bekommen hatte, hätte er sich eigenständig genauer mit dem wissenschaftlich korrekten Umgang mit Quellen befassen müssen. Dies hatte der CDU-Politiker jedoch versäumt, woraus später die Plagiatsaffäre Graf resultierte.
Während Karl-Theodor zu Guttenberg sich lautstark und sehr öffentlich gegen die Aberkennung seines Doktortitels wehrte, nahm die Plagiatsaffäre Graf einen völlig anderen Lauf. Immerhin gab Florian Graf selbst zu, dass er bei seiner Doktorarbeit abgeschrieben hatte und verfasste sogar ein mehrseitiges Dokument zum Umfang seiner Täuschung. Auf der letzten Seite des Reueschreibens gab der CDU-Politiker zu, dass der Plagiatsverdacht, den die Universität Potsdam hegte, in der Tat der Wahrheit entspricht. Besonders der theoretische Teil von Grafs Dissertation war nicht einwandfrei. Dort gab Florian Graf zu sich fremdes Wissen angeeignet und somit eine Täuschungshandlung begangen zu haben. Über das Schuldeingeständnis hinaus hat Graf auch die weiteren Konsequenzen aus seiner Plagiatsaffäre gezogen. Er hat seine Promotionsurkunde nicht nur bei der Universität Potsdam abgegeben, sondern dort persönlich um eine Doktortitelaberkennung gebeten.
Mit seinem Wunsch der Titelaberkennung ist Florian Graf in die öffentliche Offensive gegangen. Wohlmöglich war das Schuldgeständnis nicht ganz uneigennützig. Vielmehr schien es in den Augen vieler Beobachter so, als wollte Graf damit seine politische Zukunft retten. Dieser Plan scheint aufgegangen zu sein. Denn obwohl der CDU-Mann klar bei seiner Doktorarbeit geschummelt und die gedankliche Leistung fremder Autoren in seiner Dissertation als seine eigene verkauft hatte, sprach ihm seine Partei bei einer Vertrauensabstimmung im Anschluss an die Plagiatsaffäre Graf dennoch mehrheitlich das Vertrauen aus. Von den 34 Abgeordneten, die anwesend und in dieser Sache abstimmungsberechtigt waren, konnte sich Graf die Unterstützung von 30 Abgeordneten sichern. Es gab bei der Abstimmung lediglich drei Nein-Stimmen und eine Enthaltung. Im Anschluss an die Abstimmung betonte Florian Graf von der CDU noch einmal, dass er nicht nur dankbar für dieses Ergebnis, sondern sich auch darüber bewusst sei, dass es sich dabei um keine Selbstverständlichkeit handele. Schließlich habe er schwerwiegende Fehler gemacht. Nun müsse er daran arbeiten, das Vertrauen seiner Politkollegen zurückzugewinnen.
Auch einige hohe Amts- und Würdenträger hatten in den letzten Jahren mit erbitterten Plagiatsaffären zu kämpfen, die kaum ein gutes Ende genommen haben. Nur wenige Politiker sind mit einem blauen Auge davongekommen. Zu diesem Personenkreis darf sich auch Frank-Walter Steinmeier zählen, wobei er während seiner Plagiatsaffäre wohl nicht einmal ein blaues Auge kassiert hat. Schließlich machte er mit seiner Doktorarbeit zwar Schlagzeilen und musste eine umfassende Plagiatsprüfung seiner Dissertation über sich ergehen lassen. Am Ende durfte er seinen Doktortitel jedoch behalten und auch große politische Skandale blieben somit aus. Das soll jedoch nicht heißen, dass Steinmeiers Dissertation frei von jeglichen Mängeln gewesen ist. Vielmehr hatten die Prüfer durchaus Zitierfehler entdecken können. Der Fall des potentiellen neuen Bundespräsidenten zeigt also auf, dass nicht jeder Zitierfehler auch mit einem Plagiat gleichzusetzen ist. Schließlich wurden von den Prüfern nicht nur die eigentlichen Fehler des SPD-Manns, sondern auch dessen potentielle Täuschungsabsicht sowie sein mögliches wissenschaftliches Fehlverhalten bei der Überprüfung seiner Arbeit bewertet.
Die Universität Gießen, die für die Überprüfung der Arbeit von Frank-Walter Steinmeier zuständig war, entschied in diesem Fall im Sinne des Angeklagten. Denn während durchaus An- und Abführungszeichen bei einigen Zitaten in Steinmeiers Dissertation gefehlt hatten, konnten die Prüfer keine Täuschungsabsicht erkennen. Außerdem kamen sie zu dem Schluss, dass dem Mann von der SPD auch kein wissenschaftliches Fehlverhalten nachgewiesen werden konnte. Vielmehr gäbe es an einigen Stellen „handwerkliche Schwächen“ sowie die bereits angesprochenen „Zitierfehler.“ Vor allem in Bezug auf die wesentlichen inhaltlichen Aussagen von Frank-Walter Steinmeiers Dissertation konnte der Politiker hingegen viele positive Worte ernten. In diesem Zusammenhang sei den Prüfern Steinmeiers „Originalität“ besonders aufgefallen.
Während die Universität Gießen ihrem ehemaligen Studenten ein so glorreiches Zeugnis bei der Plagiatsprüfung ausgestellt hat, stellt sich nun die Frage, warum es überhaupt erst zu einer Plagiatsaffäre Frank-Walter Steinmeier kam. Wer hatte Steinmeier des Plagiatsverdachts angeklagt? Dies ging auf die Kappe eines Professors für Internetmarketing, der selbst eine Überprüfung von Steinmeiers Dissertation vorgenommen und anschließend einen „Prüfbericht“ veröffentlicht hatte. Nachdem dieser Vorwurf auch in der Presse laut wurde, bat der aktuelle deutsche Außenminister bei seiner Universität selbst um eine erneute Überprüfung seiner Dissertation. Gleichzeitig gab der hochrangige SPDler jedoch auch an, dass er den Plagiatsverdacht gegen seine Person schlicht und ergreifend für „absurd“ halte. Auf jeden Fall sollte Frank-Walter Steinmeier die Bitte an seine Uni später nicht bereuen. Immerhin wurde er von dem Vorwurf des Plagiats freigesprochen, so dass er um seine zukünftige politische Karriere nicht fürchten musste. Viele Beobachter würden rückblickend wohl sagen, dass das auch gut so ist. Denn am 12. Februar 2017 soll offiziell darüber abgestimmt werden, ob Frank-Walter Steinmeier von der SPD zum neuen Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland gewählt wird. Die Große Koalition steht auf jeden Fall hinter ihm.
Auch die Familienministerin Franziska Giffey musste auf ihre Kandidatur für den SPD-Parteivorsitz verzichten, das war die Folge der Plagiatsvorwürfe gegen sie. Sollten sich die Plagiatsvorwürfe bestätigen, wird sie auch ihr Ministeramt aufgeben müssen.
Die Freie Universität Berlin prüft Giffeys Dissertation mit dem Titel „Europas Weg zum Bürger – Die Politik der Europäischen Kommission zur Beteiligung der Zivilgesellschaft“. Die Mängel darin wurden zunächst von den Mitgliedern der Internetplattform VroniPlag Wiki gemeldet. Der Hauptvorwurf lautete: „Die Dissertation enthält zahlreiche wörtliche und sinngemäße Textübernahmen, die nicht als solche kenntlich gemacht sind.” Etwa ein Drittel der Arbeit von Giffey soll Plagiate enthalten. Darunter finden sich auch Übernahmen aus Wikipedia (sic!): „Während viele Zitate aus der Wikipedia nicht ausgewiesen sind, gibt es auch einige korrekt gekennzeichnete Zitate aus der Wikipedia” , stellten die Mitglieder von VroniPlag Wiki fest.
Giffey verteidigte sich anfangs mit dem Worten: „Ich habe diese Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen verfasst.“ Sie wiederholte, dass sie auf die Quellen nach der von der Doktormutter vorgegebenen Zitierweise verwiesen hat. Die Dissertation wird zurzeit von einer vom FU-Präsidium bestellten Kommission geprüft. Von dem Ergebnis der Überprüfung hängt es ab, ob Giffey der akademische Grad entzogen wird.
Dass es auch einen Adligen treffen kann, zeigt die Plagiatsaffäre Friedrich Wilhelm Prinz von Preußen, der inzwischen verstorbenen ist, ganz deutlich. Der ehemalige Historiker musste im Anschluss an die Plagiatsprüfung seiner Arbeit den bitteren Entzug seines Doktortitels im Jahr 1973 hinnehmen. Doch der clevere Prinz ließ diese Niederlage nicht einfach auf sich sitzen. Er promovierte im Jahr 1981 zum zweiten Mal und konnte sich zehn Jahre, nachdem er seine erste Doktorarbeit eingereicht hatte, erneut Doktor nennen. Seine erste Dissertation hatte der im Jahr 2015 verstorbene Prinz zum Thema „Die Reichsgründung 1870/71 im Spiegel neutraler Pressestimmen“ verfasst. Daraufhin hatte ihm die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg 1971 den Doktortitel verliehen, der dem Adligen nur zwei Jahre später aufgrund des nachgewiesenen Plagiatsverdachts wieder entzogen wurde.
Nachdem Friedrich Wilhelm Prinz von Preußen sein Abitur am Internat Schloss Plön gemacht hatte, studierte der Prinz Geschichtswissenschaften und strebte damit den Doktortitel an der Universität von Erlangen-Nürnberg an. Seine Dissertation reichte Friedrich Wilhelm im Februar 1971 beim zuständigen Prüfer Hans-Joachim Schoeps ein. Während der Historiker sich zunächst über die Doktorwürde freuen durfte, folgten schon zwei Jahre später Hinweise von einem Bibliothekar aus Marburg, der darauf aufmerksam machen wollte, dass der Prinz bei seiner Arbeit abgeschrieben hatte. Der Bibliothekar Martin Winckler war es also, der den Ball damals ins Rollen brachte. Aufgrund seines Plagiatsverdachts wurde ein Prüfgutachten zur kompletten Arbeit des Friedrich Wilhelm Prinz von Preußen erstellt, das zu einem vernichtenden Urteil kam. In der Tat hatte der Prinz bei über 65 Prozent seiner Arbeit bei den Werken anderer Autoren dreist abgeschrieben. Somit hatte er den Doktortitel fortan nicht mehr verdient.
Für den Prinzen mag es wohl eine Frage der Ehre gewesen sein, dieses Urteil nicht anzukämpfen, sondern sich anstatt dessen einfach erneut zu beweisen. 1981 promovierte der Adlige an der Ludwig-Maximilians-Universität München zum zweiten Mal. Seine zweite Doktorarbeit konzentrierte sich auf seine Familie, die Hohenzollern. Seine beiden Doktorväter, Thomas Nipperdey und Gerhard A. Ritter, kamen im Anschluss an die Überprüfung der Doktorarbeit zum Thema „Die Hohenzollern und der Nationalsozialismus“ zu dem Schluss, dass der Prinz von Preußen nun endlich wieder ein Träger der Doktorwürde sein durfte.
Mit Jakob Kreidl hat ein weiterer Politiker der CSU Schlagzeilen damit gemacht, dass er seinen Doktortitel im Anschluss wegen dem Plagiatsverdacht abgeben musste. Um noch mehr negative Publicity zu vermeiden, kündigte der CSU-Mann im Zusammenhang mit der Plagiatsaffäre Jakob Kreidl zunächst sogar an, dass er den Titel selbst ablegen wolle. Die Plagiatsprüfung, die den Stein ins Rollen brachte, wurde auch in diesem Fall von der VroniPlag Wiki Plattform durchgeführt, die bereits vielen Politikern ein Fehlverhalten bei ihren Doktorarbeiten nachweisen konnte. Letztendlich hatte dieser Vorwurf dazu geführt, dass die zuständige Universität Jakob Kreidl sogar seinen Doktortitel entzog.
Der ehemalige CSU-Landrat hatte seine Doktorarbeit zum „Kosovo-Konflikt – Vorgeschichte, Verlauf und Perspektiven zur Stabilisierung einer Krisenregion“ im Jahr 2005 bei der Universität der Bundeswehr München eingereicht und daraufhin seinen Doktortitel erlangt. Allerdings wurde die VroniPlag Wiki Online-Plattform im Jahr 2013 darauf aufmerksam, dass diese Dissertation augenscheinlich eine Vielzahl von Plagiaten enthielt. Dieser Vorwurf wurde dann natürlich auch von der Universität der Bundeswehr München eingehend geprüft. Nachdem sich Jakob Kreidl im März 2013 selbst mit dem Plagiatsvorwurf konfrontiert sah, bestand er dennoch darauf, dass er eine gründliche Recherche durchgeführt und sich an die Anforderungen der Promotionsordnung hinsichtlich des wissenschaftlichen Zitierens gehalten habe. Schon gut zwei Wochen später musste der Politiker aber doch öffentlich gestehen, dass er Fehler bei seiner Arbeit gemacht hatte. Das führte dazu, dass der CSU-Mann seinen Doktortitel ab dem 11. April 2013 aus freien Stücken nicht mehr führte.
Knapp eine Woche später verstärkten sich die öffentlichen Vorwürfe gegen Jakob Kreidl zusätzlich. Peter Schlotter und Berthold Meyer, zwei bekannte Politikwissenschaftler, veröffentlichten ihre Kritik mittels eines offenen Briefs. Die beiden Experten kreideten Kreidl ein bewusstes Fehlverhalten bei der Zitierweise an, welches unter anderem am Aufbau der Arbeit zu erkennen gewesen sei. Mitte Dezember 2013 gab auch die Universität der Bundeswehr München bekannt, dass Jakob Kreidl fortan keinen Doktortitel der Uni mehr tragen dürfe. Denn die Plagiatsprüfung hatte ausdrücklich ergeben, dass Kreidls Dissertation nicht dissertationswürdig war, da seine wissenschaftliche Eigenleistung nicht ausreichte. Einem strafrechtlichen Verfahren musste sich der Mann von der CSU in diesem Zusammenhang übrigens nicht stellen. Denn obwohl Kreidl bei der Angabe seiner Dissertation eine falsche eidesstattliche Versicherung abgegeben hatte, war diese inzwischen bereits verjährt.
Jorgo Chatzimarkakis ist nur einer von einer Reihe von prominenten Politikern der FDP, der seinen Doktortitel im Anschluss an eine umfassende Plagiatsprüfung verloren hat. Auch in diesem Fall war das VroniPlag Internet-Wiki wieder an der Entdeckung des Plagiatsvorwurfs gegen den Politiker beteiligt. Auf 72 Prozent aller Seiten soll der FDP-Mann demnach bei seiner Doktorarbeit abgeschrieben haben. Die Universität Bonn konnte diesen Vorwurf einfach nicht übersehen und prüfte die Arbeit selbst. Daraufhin wurde dem prominenten Europapolitiker sein Titel in der Tat aberkannt. Die Arbeit hatte Jorgo Chatzimarkakis erst im Jahr 2000 eingereicht. Doch schon im Jahr 2011 kosteten ihn Plagiate auf rund der Hälfte aller Seiten der Dissertation seinen bisherigen Doktortitel.
Für den Politiker selbst schien zunächst jedoch klar zu sein, dass er nicht abgeschrieben habe. Er erkannte zwar „Methodenschwächen“ bei seiner Arbeit an, aber wollte nichts von dem weiteren Plagiatsvorwurf und der Plagiatsaffäre Chatzimarkakis wissen. In der Tat gab Jorgo Chatzimarkakis von der FDP sogar zu bedenken, dass er während seiner Zeit bei der britischen Elite-Universität Oxford eine spezielle Vorgehensweise des Zitierens kennengelernt und diese konsequent bei seiner Dissertation angewendet habe. Bei dieser Zitierweise ging es vor allem darum, die Texte besser lesbar zu machen. Die Universität Bonn hat sich von diesen Aussagen jedoch nicht erweichen lassen. Hier kam der zuständige Fakultätsrat eindeutig zu dem Ergebnis, dass die Kriterien, die bei einer korrekten wissenschaftlichen Arbeit anzuwenden sind, von Herrn Chatzimarkakis nicht erfüllt worden waren.
Da eine Doktorarbeit eine Leistung widerspiegeln müsse, die der Doktorand selbst erbracht hatte, wurde dieses Kriterium vom FDP-Mann einfach nicht in einem ausreichenden Maße für die Vergabe der Doktorwürde erfüllt. Der deutsch-griechische Politiker zeigte sich im Anschluss an die Plagiatsaffäre Chatzimarkakis ebenso enttäuscht wie „erleichtert.“ Denn immerhin hatte die Universität ihm „keine Täuschungsabsicht“ angekreidet. Im gleichen Atemzug lies Chatzimarkakis darüber hinaus öffentlich verlauten, dass er überlege eine zweite Dissertation anzufertigen, um in Zukunft wieder einen Doktortitel führen zu dürfen.
Der ehemalige Bürgermeister von Forst und FDP-Mann ist ein weiterer Politiker, der seinen Doktortitel fortan nicht mehr führen darf. Allerdings wurde Jürgen Goldschmidt lediglich dazu aufgefordert, seine Doktorarbeit im Anschluss an eine umfassende Plagiatsprüfung durch die TU Berlin zu überarbeiten und Fehler bei der Zitierweise zu beheben. Der Politiker hätte also die Gelegenheit dazu gehabt, seinen Doktortitel im Anschluss an den Plagiatsvorwurf noch zu retten.
Anders als im Fall von Karl-Theodor zu Guttenberg, der nicht nur seinen Titel verlor, sondern während der Plagiatsaffäre um seine Person auch mit vielen Negativschlagzeilen auf sich aufmerksam machte, entschied sich Jürgen Goldschmidt von der FDP im Jahr 2015 letztendlich dazu, seinen Titel freiwillig abzulegen. In der deutschen Politwelt darf dies durchaus als eher ungewöhnlicher Schachzug bezeichnet werden. Schließlich gibt es unzählige Politiker, die vor ihrer Titelaberkennung mit den verschiedensten Mitteln fast schon verbittert um den Erhalt ihrer Doktorwürde sowie ihres öffentlichen Ansehens gekämpft haben.
Auch bei der Plagiatsaffäre Goldschmidt war das VroniPlag Wiki Portal wieder einmal an der Aufdeckung des Plagiatsfalls beteiligt. Im Jahr 2009 hatte Jürgen Goldschmidt seine Dissertation zum Thema „Management des Stadtumbaus unter Berücksichtigung der städtebaurechtlichen Rahmenbedingungen“ an der Technischen Universität Berlin eingereicht und im Anschluss seinen Doktortitel erhalten. 2011 wurden dann jedoch Vorwürfe gegen den Mann von der FDP laut. Laut der Angaben des VroniPlag Wikis hatten rund 30 Prozent aller Seiten der Dissertation von Jürgen Goldschmidt bei der Plagiatsprüfung nicht bestanden. Die TU Berlin ließ wenig später verlauten, dass der Präsident der Universität selbst angeordnet hatte, dass dieser Fall zu überprüfen sei. Im Januar 2013 fiel dann die Entscheidung, dass ein Aberkennung des Doktorgrads von Jürgen Goldschmidt erst einmal nicht erforderlich sei. Dennoch habe es in seiner Arbeit immer wieder deutliche Mängel bei der Zitierweise gegeben. Aus diesem Grund räumte die Universität Jürgen Goldschmidt sechs Monate ein, um diese Fehler zu beheben. Unter diesen Voraussetzungen sein eine Titelaberkennung auch in Zukunft nicht nötig.
Dieser Auflage kam der Politiker allerdings nicht nach. Dies hätte bereits Ende 2013 eine automatische Titelaberkennung durch die Universität zur Folge haben müssen. Dazu kam es jedoch nicht. Erst im Mai 2015 wurde bekannt, dass Jürgen Goldschmidt nicht nur seinen Doktorgrad, sondern auch die an ihn bei der Verleihung der Doktorwürde ausgehändigte Urkunde an die Universität zurückgegeben hatte. Was den Politiker zu diesem Schritt bewegt haben könnte, ist bisher nicht genau bekannt. Allerdings stelle sich der FDP-Mann im Jahr 2015 aufgrund von gesundheitlichen Beschwerden nicht erneut als Bürgermeister von Forst zur Wahl. Diese Umstände könnten durchaus zur Titelniederlegung seinerseits beigetragen haben.
Einst galt der ehemalige deutsche Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg als besonders vertrauenswürdig. Doch das hat sich spätestens seit der Plagiatsaffäre Guttenberg geändert. Als im Februar 2011 in der Öffentlichkeit darüber diskutiert wurde, ob der Politiker bei seiner Dissertation abgeschrieben hatte, dauerte es nur zwei Wochen, bis ihm der Doktorgrad in der Tat aberkannt wurde. An der Universität Bayreuth, an welcher der heutige Ex-Minister seinen Abschluss der Rechtswissenschaften gemacht hatte, prüfte die zuständige Kommission den Plagiatsverdacht und kam dabei zu einem vernichtenden Urteil. Sowohl die Art als auch der Umfang der Plagiate, die bei Karl-Theodor zu Guttenbergs Dissertation gefunden werden konnten, führten dazu, dass ein Täuschungsvorsatz des damaligen Bundesverteidigungsministers in den Augen der Kommission festgestellt werden konnte. Dieser Tatbestand zog auch eine strafrechtliche Verfolgung nach sich. Allerdings konnte das Ermittlungsverfahren gegen eine Zahlung von 20.000 Euro an einen gemeinnützigen Verein eingestellt werden.
Michael Schwarz, einem Doktoranden aus Münster, fiel im Sommer 2010 auf, dass vier Passagen aus Karl-Theodor zu Guttenbergs Dissertation wörtlich von einem anderen Autor übernommen worden waren. Angesichts des politischen Amtes, welches der Minister zu diesem Zeitpunkt innehatte, ging Michael Schwarz damit jedoch zunächst nicht an die Öffentlichkeit, da ihm dies als zu brisant erschien. Vielmehr war es ein Rechtswissenschaftler der Universität Bremen namens Andreas Fischer-Lescano, der ebenfalls kopierte Passagen in Guttenbergs Dissertation entdeckte und die Universität Bayreuth im Februar 2011 schließlich über diesen Umstand informierte. Gleichzeitig wendete sich der Rechtswissenschaftler auch an die Presse, woraufhin die Vorwürfe gegen den Verteidigungsminister bereits am 16. Februar von der Süddeutschen Zeitung publik gemacht wurden. Auch eine erste Stellungnahme des damaligen Bundesverteidigungsministers hatte die Zeitung bereits eingeholt und veröffentlichte diese zusammen mit den Vorwürfen, welche die Plagiatsaffäre Guttenberg erst ins Rollen brachten.
Die Presse überschlug sich mit immer neuen Plagiatsvorwürfen, so dass Karl-Theodor zu Guttenberg nicht mehr an seiner ersten Stellungnahme, dass ein derartiger Vorwurf abstrus sei, festhalten konnte. Während er selbst am 23. Februar 2011 eine Rücknahme des ihm verliehenen Doktorandengrades erbat, schien ein Rücktritt des Ministers zu diesem Zeitpunkt noch völlig ausgeschlossen zu sein. Am 1. März 2011 legte der Verteidigungsminister sein Amt letztendlich doch nieder. Dabei erntete die Rücktrittserklärung des heutigen Ex-Ministers ebenso viel öffentliche Kritik wie die Tatsache, dass er bei seiner Dissertation abgeschrieben hatte. Deutliche, ehrliche Worte zu der Plagiatsaffäre Guttenberg fand Guttenberg selbst in den Augen vieler Beobachter nämlich nicht, sondern schien seinen Rücktritt vielmehr mit dem Wohl der deutschen Soldaten begründen zu wollen. Ein offener Umgang mit der von ihm begangenen Täuschung wäre vielen Beobachtern wohl deutlich lieber gewesen.
In den letzten Jahren waren vor allem viele führende Politiker sehr öffentlich von ihren ganz eigenen Plagiatsaffären betroffen, die meist zu einem Entzug des Doktortitels geführt haben. Ebenso gibt es jedoch auch einige bekannte Figuren aus der Welt der Wirtschaft, denen es nicht viel besser ergangen ist. Klaus Goehrmann ist nur eines dieser Beispiele. Seine Doktorarbeit zum Thema „Beitrag zum technologischen-wirtschaftlichen Vergleich des gepulsten zum kontinuierlichen Laserstrahlschweißen“ hatte der im Jahr 1938 geborene Manager erst 2009 bei der TU Clausthal zur Prüfung eingereicht und dann 2010 die Doktorwürde erhalten. Im 2014 verlor er seinen Doktortitel jedoch schon wieder. Was war also passiert und wie war die Plagiatsaffäre Goehrmann überhaupt ins Rollen gekommen?
Die Plagiatsprüfung von Klaus Goehrmanns Dissertation wurde von Martin Heidingsfelder angeregt. Dabei ist der Plagiatsfahnder durchaus kein unbeschriebenes Blatt und konnte das Fehlverhalten anderer bekannter Persönlichkeiten in der Vergangenheit ebenso aufdecken. Dazu gehört auch Karl-Theodor zu Guttenberg, der seinen Doktortitel unter anderem aufgrund der Arbeit von Martin Heidingsfelder verloren hat. Heidingsfelder regte bei Goehrmanns Arbeit gleichermaßen an, dass diese wissenschaftlich nicht korrekt sei, so dass sich die Technische Universität Clausthal zu einer Überprüfung des Vorwurfs gegen ihren Doktoranden veranlasst sah. Dabei stellte sich zeitnah heraus, dass der Manager seinen Doktortitel in der Tat nicht verdient hatte.
Immerhin zeichnete sich bei der Plagiatsprüfung verhältnismäßig schnell ab, dass es einen Forschungsbericht gab, bei dem Goehrmann, der zuvor vor allem als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Messe AG in der Öffentlichkeit stand, abgeschrieben hatte. Er griff nicht nur das Gedankengut dieses Berichts ohne entsprechende Verweise auf, sondern übernahm neben den Kernaussagen auch Fotos, Grafiken und Tabellen in seine Arbeit. Dieser Bericht war zu dem Zeitpunkt, als Goehrmann seine Dissertation zur Promotion eingereicht hatte, noch nicht öffentlich zugänglich gewesen. Aus diesem Grund konnte im Jahr 2010 auch noch niemand wissen, welches wissenschaftliche Fehlverhalten sich der damalige Doktorand hatte zu Schulden kommen lassen. Nachdem klar war, dass Klaus Goehrmann so dreist abgeschrieben hatte, entzog ihm die TU Clausthal jedoch umgehend seinen Titel. Dieses Entscheidung wurde im Februar 2014 getroffen.
Da Klaus Goehrmann mittlerweile 78 Jahre alt ist, dürfte der Entzug seines Doktortitels kaum Auswirkungen auf das Leben des Managers gehabt haben. Dennoch hat die Plagiatsaffäre bei der TU Clausthal durchaus zu einem Umdenken geführt. Immerhin war es der erste Plagiatsfall, mit dem man sich bei dieser Einrichtung beschäftigen musste. Entsprechend nahm die Universität diesen Vorfall zum Anlass, um weitere Qualitätssicherungssysteme einzuführen, damit zukünftige Plagiatsfälle noch vor der Vergabe der Doktorwürde aufgedeckt werden können. Noch dazu gab die TU öffentlich bekannt, dass man auch über eine Überarbeitung der Promotionsordnung nachdenken wolle. Dies war ebenfalls als eine Reaktion auf die öffentliche Plagiatsaffäre Klaus Goehrmann zu verstehen.
Die Plagiatsaffäre Marc Jan Eumann zeigt auf, dass Deutschlands Politiker trotz ihres augenscheinlichen Fehlverhaltens nicht immer unbedingt auch ihren Titel verlieren müssen. Denn wenngleich die Universität Dortmund im Anschluss an die Plagiatsprüfung der Arbeit des SPD-Mannes „große Bedenken“ hatte, durfte er seinen Titel dennoch behalten. Die Magisterarbeit aus dem Jahr 1991, die später von dem Politiker auch als Doktorarbeit eingereicht worden war, hätte Umformulierungen sowie ausgedehnte Zitate der originalen Magisterarbeit enthalten. Aus diesem Grund war der Plagiatsverdacht gegen den Medienstaatssekretär von NRW entsprechend laut geworden.
Auch wenn die Universität von einem „erheblichen wissenschaftlichen Fehlverhalten“ spricht, war der Umstand, dass Marc Jan Eumann seinen Titel behalten durfte, nicht der einzige öffentliche Kritikpunkt. Die besondere Brillanz der Plagiatsaffäre Marc Jan Eumann ist schließlich vielmehr darauf zurückzuführen, dass der Doktorvaters des Beschuldigten kurz nach der Promotion vom Land mit gut 200.000 Euro gefördert wurde.
Dabei ist der Plagiatsvorwurf im Fall Marc Jan Eumann von der SPD ein grundlegend anderer als bei den meisten Politikern, deren akademischer Titel bereits aberkannt wurde. Dies ist vor allem auf den Umstand zurückzuführen, dass der Beschuldigte seine Magisterarbeit später zu seiner Doktorarbeit erweiterte. Dies ist durchaus erlaubt. Allerdings ist in diesem Zusammenhang eine bestimmte Vorgehensweise erforderlich, an die sich Eumann augenscheinlich nicht gehalten hat. Der Doktorvater der zuständigen Universität zeigte sich selbst überrascht, da er davon ausgegangen war, dass es sich hierbei um eine völlig neue Doktorarbeit gehandelt habe. Von der alten Magisterarbeit des heutigen Politikers hatte er hingegen nichts gewusst. Bei dem Ausbau seiner bestehenden Magisterarbeit hätte Eumann in den Augen der Kritiker nicht nur transparenter vorgehen, sondern diese auch wesentlich substantieller erweitern müssen. Dann wäre es wohl nicht zu der sehr öffentlichen Plagiatsaffäre Marc Jan Eumann gekommen.
Eumann hätte in seiner Dissertation also explizit auf seine vorherige Magisterarbeit verweisen müssen. Genau das tat er jedoch nicht. Im Grunde hat der Politiker bei sich selbst abgeschrieben, was in wissenschaftlichen Kreisen ebenfalls nicht gerne gesehen wird. Auf dem Formular, auf dem der Politiker hätte angeben müssen, dass seine Doktorarbeit zuvor „ganz oder teilweise in einer andere Fassung oder in Teilen“ zum Bestehen anderer Prüfungen eingereicht worden war, gab Eumann an, dass genau das nicht der Fall gewesen sei. Viele Kritiker sehen darin eine eindeutige Täuschungsabsicht. Der SPD-Mann bestreitet diese hingegen. Immerhin ist ihm wohl anzurechnen, dass er nicht bei einem anderen Autor abgeschrieben, sondern nur sein eigenes Werk recycelt hat. Sonst hätte Marc Jan Eumann seinen Titel der Universität Bochum gewiss nicht behalten dürfen.
Eine ganze Weile wollte die Plagiatsaffäre Mathiopoulos einfach kein Ende nehmen. Denn der Plagiatsvorwurf gegen die Politikerin kam bereits in den 1980er-Jahren auf. Im Jahr 2012 wurde der Fall dann noch einmal aufgerollt. Die erneute Plagiatsprüfung ergab in der Tat, dass die Politikerin ihren Doktortitel nun abgeben musste. Margarita Mathiopoulos, die ehemals bei der FDP in der Rolle als Beraterin tätig war, ging zwar in Berufung. Allerdings hat ihr auch das nichts genützt. In zweiter Instanz stellte sich das zuständige Oberverwaltungsgericht der Stadt Münster auf die Seite der Universität Bonn. Allerdings wolle Mathiopoulos, die inzwischen in der Rolle der Unternehmerin auftritt, auch gegen dieses Urteil vorgehen. Wann die Akte um die Plagiatsaffäre Mathiopoulos endgültig geschlossen werden wird, ist also vorerst nicht abzusehen.
Andreas Falke ließ die Plagiatsvorwürde gegen die Doktorarbeit von Margarita Mathiopoulos 1989 zum ersten Mal laut werden. Der Politwissenschaftler hatte bei seiner Rezension der Dissertation diverse Stellen entdeckt, die in seinen Augen nicht einwandfrei waren. Im September des Jahres 1989 griff dann auch Der Spiegel diese Story auf und berichtet darüber, dass Margarita Mathiopoulos „beinahe wörtlich“ bei anderen Autoren abgeschrieben habe. Mathiopoulos ließ damals öffentlich verlauten, dass es sich um „Flüchtigkeitsfehler“ gehandelt habe, die sie sehr bedauere. Trotz der offensichtlichen Fehler wurde der späteren FDP-Beraterin ihr Titel zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht entzogen.
Wohlmöglich ging Frau Mathiopoulos davon aus, dass das Schlimmste nun hinter ihr liege. Doch dem war nicht so. Das VorniPlag Wiki beschäftigte sich ab Frühjahr 2011 nämlich ebenfalls mit der Doktorarbeit der heutigen Unternehmerin. In diesem Zusammenhang berichte die Plattform davon, dass das Ausmaß der Plagiate, welches angeblich nur rund 5 Prozent aller Seiten betragen haben soll, sich in der Tat auf mehr als 45 Prozent belaufe. Bereits im Sommer 2011 fasste das zuständige Komitee an der Universität Bonn daher den Entschluss, dass man die Arbeit noch einmal hinsichtlich des Plagiatsvorwurfs prüfen wolle. Die zweite Plagiatsaffäre Mathiopoulos kam somit ins Rollen, wobei es immer noch um die gleiche Dissertation wie im Jahr 1989 ging.
Im April 2012 entschloss sich die Universität Bonn dann dazu, Frau Mathiopoulos ihren Doktortitel endgültig abzuerkennen und damit die Entscheidung aus dem Jahr 1989 zu revidieren. Obwohl die Unternehmerin gegen dieses Urteil bereits vorgegangen ist, ist sie bisher vor Gericht gescheitert. Ihr Antrag auf Berufung wurde vom Münsteraner Oberverwaltungsgericht darüber hinaus abgelehnt. In nächster Instanz kann Frau Mathiopoulos nun nur noch vor dem Bundesverwaltungsgerecht um ein anderes Urteil kämpfen. Sofern das Urteil jedoch rechtskräftig bleiben sollte, wird Margarita Mathiopoulos auch noch zwei weitere Verluste einstecken müssen. Denn sowohl die Universität Potsdam als auch die Technische Universität Braunschweig hatten ihr jeweils eine Honorarprofessur verliehen, die sie dann nicht mehr behalten dürfte.
Mit Matthias Pröfrock hat ein weiterer Parlamentarier und Politiker der CDU seinen Doktortitel verloren. Auch bei dieser Doktorarbeit nahm die gründliche Plagiatsprüfung kein glimpfliches Ende für den Angeklagten, der seinen bisherigen Doktortitel nun nicht mehr führen darf. Der Umfang, in dem der Politiker von anderen Autoren abgeschrieben hatte, ohne die entsprechenden Textpassagen als Zitate zu kennzeichnen, sei einfach zu groß gewesen, als dass der Politiker seinen Titel hätte behalten dürfen. Die zuständige Fakultät für Rechtswissenschaften hätte gar nicht anders entscheiden können.
Dabei war der Politiker vor der Plagiatsaffäre Pröfrock nicht negativ in Erscheinung getreten, so dass die Titelaberkennung durch die Universität Tübingen umso überraschender war. Seine Doktorarbeit hatte Pröfrock zum Thema „Energieversorgungssicherheit im Recht der Europäischen Union/ Europäischen Gemeinschaften“ verfasst. Im Anschluss an den Skandal um seine Arbeit war dem CDU-Mann der Titel im Juli des Jahres 2011 endgültig aberkannt worden. Bereits während die Affäre um seine Doktorarbeit ihren Lauf nahm, hatte der CUD-Politiker den Titel von sich aus nicht mehr geführt. Auf seine politische Karriere konnte die Entscheidung der Universität Tübingen jedoch kaum Einfluss nehmen. Denn im Anschluss an die Titelaberkennung blieb Matthias Pröfrock trotz dieses Skandals weiterhin Mitglied im Landtag des Bundeslandes Baden-Württemberg.
Hätte es die Plagiatsaffäre Karl-Theodor zu Guttenberg nicht gegeben, so hätte Matthias Pröfrock seinen Titel wohlmöglich behalten dürfen und es wäre vielleicht niemandem aufgefallen, in welchem Umfang der CDU-Mann bei anderen Autoren im Rahmen seiner Doktorarbeit abgeschrieben hatte. Immerhin kam das Team der Online-Plattform VroniPlag Wiki vor allem aufgrund der Plagiatsaffäre Guttenberg auf die Idee, die Arbeiten von anderen Politikern ebenfalls ganz genau unter die Lupe zu nehmen und auf mögliche Plagiate zu überprüfen. Das Portal kam dabei zu einem vernichtenden Urteil.
Denn VroniPlag gab an, dass Matthias Pröfrock auf mehr als jeder zweiten Seite seiner Dissertation im Fachbereich Rechtswissenschaften abgeschrieben hatte. Selbst Passagen von Wikipedia seien direkt übernommen worden, ohne dass Pröfrock diese entsprechend als geistiges Eigentum eines anderen Autors gekennzeichnet hatte. Die Verstöße des Politikers waren in den Augen der VroniPlag-Prüfer so gravierend, dass man dort wohl mit der Titelaberkennung gerechnet hatte. Die zuständige Hochschulkommission der Universität Tübingen wurde entsprechend von Team der Online-Plattform VroniPlag Wiki auf die Plagiatsvorwürfe gegen Matthias Pröfrock aufmerksam gemacht. Sogar die Staatsanwaltschaft Tübingen ermittelte zwischenzeitlich gegen den Politiker. Dieser zahlte jedoch 4.000 Euro an den Staat, woraufhin das Verfahren gegen ihn eingestellt wurde. Seinen Titel hat der Vater von zwei Söhnen, der auch weiterhin in Baden-Württemberg lebt, aber dennoch verloren und darf sich fortan nicht mehr mit dem Doktorgrad schmücken.
Eine unschöne Plagiatsaffäre kann nicht nur Politiker aller Parteien treffen, wie der Fall Sarah Sophie Koch beweist. Immerhin wurde auch das TV-Sternchen des Plagiats bei Ihrer Arbeit überführt und hat ihren Doktortitel in diesem Zusammenhang verloren. Während Koch ihre Doktorarbeit erst 2011 bei der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf eingereicht hatte, verlor sie ihren Titel bereits im Jahr 2015. Ihre Arbeit zum Thema „Mentalisierungsfähigkeit der Mutter und kindliche Bindung“ enthielt einfach zu viele Plagiate. Gegen diese Bewertung und die damit verbundene Entscheidung wehrte sich Sarah Sophie Koch zunächst. Dies war jedoch insofern aussichtslos, dass das Urteil der Plagiatsprüfung bestehen blieb.
Bei „Die Schulermittler“ war Sarah Sophie Koch von Herbst 2009 bis Sommer 2011 bei RTL im deutschen Fernsehen zu sehen. Auch bei „Teenager im Notfall“ wirkte Frau Koch beim TV-Sender RTL2 mit. Als Person des öffentlichen Lebens bestand ein entsprechend großes öffentliches Interesse an der Plagiatsaffäre Sarah Sophie Koch, die wieder einmal von der VroniPlag Wiki Plattform ins Rollen gebracht wurde. Nachdem der Vorwurf im März 2015 laut wurde, erklärte die zuständige Universität nur kurz darauf, dass man die Arbeit von Frau Koch überprüfen werde. Diese Prüfung ergab wiederum, dass der Doktorhut Frau Koch in Zukunft nicht mehr zustehen sollte. Dieses Urteil hielt Sarah Sophie Koch allerdings nicht für gerechtfertigt und versuchte sich gegen die Aberkennung ihres Titels zu wehren. Daraus wurde ein Klage, welche dann jedoch zurückgenommen wurde. Denn man erklärte, dass eine solche Klage ohnehin aussichtslos sei. Allerdings hat Sarah Sophie Koch durch diese Klage dennoch einen neuen Handlungsspielraum gewonnen. Immerhin konnte sie erwirken, dass sie ihre Doktorarbeit im Anschluss an eine umfangreiche Überarbeitung noch einmal einer anderen Universität zur Promotion vorlegen darf. Somit besteht noch die Hoffnung auf einen Doktortitel für Sarah Sophie Koch. Ob sie diese Chance jedoch nutzen wird, ist aktuell nicht klar.
Mit Silvana Koch-Mehrin von der FDP hat es auch eine weitere hochrangige deutsche Politikerin getroffen. Denn die Plagiatsaffäre Silvana Koch-Mehrin nahm kein glückliches Ende für die Beschuldigte. Da sich die Plagiatsvorwürfe im Sommer 2011 bewahrheiteten, verlor die Europapolitikerin ihren Doktortitel im Zuge dieser Affäre endgültig. Dabei war ihre Doktorarbeit sogar mehrfach einer eingehenden Plagiatsprüfung unterzogen worden. Während Karl-Theodor zu Guttenberg bereits viel Kritik aufgrund der umfangreichen Plagiate in seiner Arbeit erntete, waren es bei Silvana Koch-Mehrin gar 125 Plagiate, die auf nur 80 Seiten laut Aussagen der Universität Heidelberg zu finden waren. Die Kritiker sind sich daher einig, dass man der FDP-Frau ihren Titel zu Recht aberkannt hat. Das Verwaltungsgericht in Karlsruhe war sich ebenso sicher, dass es sich hierbei um einen Fall der „wiederholten und planmäßigen“ Täuschung gehandelt habe.
Auch die Plagiatsaffäre Silvana Koch-Mehrin kam durch einen Internetnutzer ins Rollen. Im VroniPlag Wiki, welches die Plagiate vieler Politiker bereits entlarvt hat, wurden im April 2011 gleich mehrere Textstellen aus der Arbeit der FDP-Politikerin zusammengetragen, die angeblich abgeschrieben waren. Natürlich musste die Doktorarbeit, die zuvor mit der Auszeichnung „cum laude“ bewertet worden war, jedoch erst von offizieller Stelle geprüft werden, um den Plagiatsvorwurf auch tatsächlich bestätigen zu können. Die Universität Heidelberg, an der Koch-Mehrin ihre Doktorarbeit eingereicht hatte, kündigte daraufhin an, dass die Überprüfung der Arbeit bis Ende Mai des gleichen Jahres erfolgen sollte. Gleichzeitig machte die Staatsanwaltschaft der Stadt Heidelberg bekannt, dass es zu keinem strafrechtlichen Ermittlungsverfahren gegen Silvana Koch-Mehrin kommen würde. Denn eine Verjährung der möglichen Urheberrechtsverletzungen sei bereits eingetreten. Schon am 11. Mai des gleichen Jahres reagierte die Politikerin selbst auf die Affäre. Sie trat von ihrem Amt als Leiterin der Delegation der FDP im Europa-Parlament zurück. Auch Als FDP-Präsidiumsmitglied sowie als Parlamentsvizepräsidentin erklärte Silvana Koch-Mehrin ihren Rücktritt im gleichen Atemzug. Zu diesem Zeitpunkt gab die Politikerin einen Rücktritt als Europa-Parlament-Abgeordnete jedoch noch nicht bekannt.
Mitte Juni 2011 wurde dann öffentlich bekannt, dass die Universität Heidelberg der FDP-Frau ihren Doktortitel in der Tat aberkennen würde. Ihre Dissertation enthielt einfach zu viele Plagiate, so dass sich der Plagiatsvorwurf schlicht nicht von der Hand weisen ließ. Dass sie so umfangreich abgeschrieben hatte, räumte die Politikerin selbst damals nicht ein, auch wenn ihre Arbeit kein Meisterstück gewesen sei. Silvana Koch-Mehrin bestand trotz der Entscheidung ihrer Alma Mater weiterhin darauf, dass ihre Dissertation aus ihrer eigenen Leistung hervorgegangen sei. Scheinbar musste sich die Politikerin letztendlich aber doch geschlagen geben. Denn im Jahr 2014 stand sie nicht erneut als Kandidatin für das Europäische Parlament in Brüssel zur Wahl. Somit hatte die Plagiatsaffäre Silvana Koch-Mehrin für die FDP-Frau durchaus negative Karriereauswirkungen. Obwohl viele andere deutsche Politiker und Politikerinnen in der Vergangenheit ebenfalls mit ihren ganz eigenen Plagiatsaffären zu kämpfen hatten, gab es selten einen Fall, in dem so viele Plagiate bei einer Doktorarbeit festgestellt wurden. In dieser Hinsicht ist Silvana Koch-Mehrin wohl eine der traurigen Spitzenreiterinnen.
Immer mehr hochrangige deutsche Politiker machen mit ihren ganz eigenen Plagiatsaffären Schlagzeilen. So nicht nur der Ex-Minister Karl Theodor zu Guttenberg, der darüber sogar sein Amt verlor. Auch Ursula von der Leyen, die seit Dezember 2013 als Bundesverteidigungsministerin unter Kanzlerin Angela Merkel im Einsatz ist, machte mit Plagiaten in ihrer Doktorarbeit Negativschlagzeilen. Allerdings führte die Plagiatsaffäre von der Leyen nicht dazu, dass die Politikerin ihren Doktortitel oder gar ihr Amt verlor. Die Überprüfung der Dissertation, welche die Ministerin im Jahr 1990 an der Medizinischen Hochschule Hannover eingereicht hatte, stellte vor allem Mängel bei der Einleitung fest. Die restliche Arbeit war scheinbar jedoch so solide, dass diese Fehler nicht zu einer Titelaberkennung im Fall der Bundesverteidigungsministerin führten. Gut sechs Monate ließ man sich Zeit, um die 62-seitige Arbeit im Detail zu überprüfen und schließlich zu diesem Urteil zu kommen. Dabei war es übrigens eine Internetplattform, die den Stein der Plagiatsprüfung überhaupt ins Rollen gebracht hatte.
Auf gleich 27 Seiten der Arbeit waren Textstellen entdeckt worden, welche den Plagiatsvorwurf entsprechend rechtfertigten. Die Ministerin ging jedoch cool mit ihrer Plagiatsaffäre um. Sie bestätigte den Vorwurf nicht, stritt diesen aber auch nicht ab. Vielmehr bat sie ihre alte Hochschule selbst, dass diese ihre Arbeit bitte prüfen möge. Letztendlich schien die Ministerin sehr froh über das Urteil. Denn wenn ihr der Doktortitel aberkannt worden wäre, hätte das durchaus das Ende ihrer politischen Laufbahn bedeuten können. Schließlich wäre sie nicht die erste Politikerin gewesen, der es genau so ergangen ist. Doch Von der Leyen durfte sich während der gesamten Affäre über die Rückendeckung von Kanzlerin Angela Merkel freuen. Am Ende räumte die Bundesverteidigungsministerin selbst übrigens ein, dass ihre Arbeit ihren eigenen Standards in einigen Bereichen nicht gerecht geworden sei. Somit ist davon auszugehen, dass die Ministerin es wohl anders machen würde, wenn sie ihre Doktorarbeit heute noch einmal schreiben müsste.
Auch wenn die Plagiatsprüfung klare Mängel bei Ursula von der Leyens Dissertation ergeben hat, darf die Ministern ihren Titel behalten. Wie ist das zu verantworten? Kritische Beobachter sehen die Argumente, auf welche sich die Medizinische Hochschule Hannover in ihrer Begründung berufen hat, durchaus als fragwürdig an. Die Hochschule geht jedoch davon aus, dass die Fehler, die bei der Prüfung der Arbeit der Ministerin festgestellt wurden, eben nicht aus einer Täuschungsabsicht heraus resultierten. Diese Täuschungsabsicht, welche das zuständige Komitee im Fall von Karl Theodor zu Guttenberg erkannt haben wollte, hatte ihn hingegen seinen Titel gekostet. Dennoch stellt sich die Frage, wie ein unabsichtliches Plagiat überhaupt möglich ist? Kann die Ministerin wirklich nicht gewusst haben, dass sie eine Doktorarbeit eingereicht hatte, in denen es sich in Teilen um ein Plagiat handelte? Die 7:1-Entscheidung fiel im Sinne der Bundesverteidigungsministerin jedenfalls sehr deutlich aus.
Die Bundesverteidigungsministerin hat in der Plagiatsaffäre von der Leyen jedenfalls Nerven behalten. Sie schien sich schon vor der Verkündung des Urteils der Medizinischen Hochschule Hannover recht sicher zu sein, dass ihr der Titel nicht aberkannt werden würde. Während Karl Theodor zu Guttenberg während seiner gesamten Plagiatsaffäre nicht gerade mit seinen Aussagen glänzte, sondern noch weitere Negativschlagzeilen hinzufügte, meisterte Ursula von der Leyen dies deutlich besser. Sie blieb ruhig und präsentierte sich als äußerst krisenerprobt. Auch wenn das Prüfungskomitee sich einig war, dass es zwar Fehler in der Arbeit der Ministerin gab, wurde sie dennoch nicht für diese Fehler bestraft. Dabei scheint ihr die Plagiatsaffäre nicht einmal geschadet zu haben. Ganz im Gegenteil – Ursula von der Leyen ist eben auch nur ein Mensch, der auch mal Fehler macht. Gleichzeitig hat die Ministerin jedoch vorgemacht, wie man gekonnt mit Krisen umgeht. Und diese Fähigkeit wird die Bundesverteidigungsministerin nicht nur im Umgang mit der Türkei bestimmt noch sehr häufig brauchen.
Während sein Kollege Bernd Althusmann von der CDU seinen Doktortitel im Anschluss an eine umfassende Plagiatsprüfung behalten durfte, musste Wolfgang Dippel seinen Doktortitel genau wie Karl-Theodor zu Guttenberg auch abgeben. Der Staatsekretär für Soziales und Integration im Bundesland Hessen wollte sich mit der Entscheidung der Universität Kassel allerdings nicht zufriedengeben und ist sogar in Revision gegangen. Scheinbar wollte Wolfgang Dippel weder den Plagiatsvorwurf noch die Entziehung seines Doktortitels über sich ergehen lassen. Während der CDU-Mann im Jahr 1994 im Alter von 40 Jahren im Fachbereich Politik promoviert hatte, wurde ihm der Titel erst 2015 (vorläufig) aberkannt. Seine Doktorarbeit, die bei der Plagiatsprüfung einstweilen nicht bestehen konnte, hatte Dippel zum Thema „Kommunalpolitik in einer Gemeinde: Eine Untersuchung am Beispiel von Breuna“ verfasst.
Die Plagiatsaffäre Wolfgang Dippel dauert erstaunlich lange an. Denn über gut ein Jahr hinweg wurde die Arbeit des CDU-Politikers geprüft, bis der Entschluss der Titelaberkennung feststand. Der zuständige Promotionsausschuss der Universität Kassel hatte dabei nicht nur die Dissertation von Wolfgang Dippel in aller Ruhe durchgesehen. Vielmehr wurden sogar schriftliche und mündliche Anhörungen mit verschiedenen Personen durchgeführt, um zu einem Urteil zu kommen. Das mehrstufige Prüfverfahren war übrigens nur angelaufen, weil der Politiker im Jahr 2014 selbst ausdrücklich um eine Plagiatsprüfung seiner Arbeit gebeten hatte. Allerdings waren es eigentlich anonyme Hinweise, welche den Plagiatsvorwurf gegen den CDU-Mann hatten laut werden lassen.
Von seinem Titel musste sich der Politiker im Zuge der Plagiatsaffäre Wolfang Dippel also erst einmal verabschieden. Allerdings sieht der Politiker selbst die Entscheidung der Universität Kassel als fehlerhaft an und hat einen Rechtsanwalt beauftragt. Durch das Einlegen des Widerspruchs ist die Entscheidung vorerst nicht rechtskräftig, so dass Dippel den Titel des Doktors aktuell weiterhin führen darf. In der Tat machte Dippel die Hochschule für Verfahrensfehler verantwortlich. Vor allem sah Wolfang Dippel den Tatbestand der vorsätzlichen Täuschungsabsicht als nicht erfüllt an. Bei den fast 200 Seiten seiner Dissertation hätte es nur zwei bis drei Seiten gegeben, die bemängelt worden waren. Auch vor diesem Hintergrund legte Wolfang Dippel seinen Einspruch ein. Gleichzeitig wurden jedoch auch Stimmen aus der SPD-Fraktion in Hessen laut, die von einem so schwerwiegenden Plagiatsvorwurf ausgingen, dass der Politiker fortan besser nicht mehr zur Landregierung Hessen gehören sollte. Dieser Hinweis war vor allem an Volker Bouffier von der CDU gerichtet, da die SPD von dem Ministerpräsidenten verlangte, dass er personelle Konsequenzen aus der Plagiatsaffäre Wolfang Dippel ziehen sollte. 2018 wurde Wolfang Dippels gerichtlich bestätigt, dass ihm sein Doktortitel zu Unrecht entzogen wurde, da „die Kritikpunkte an seiner wissenschaftlichen Arbeit dem Prüfungsgremium schon vor der Vergabe des Doktortitels bekannt gewesen seien“, laut Wolfang Dippel.
Die Plagiatsaffäre um ihre Person hat Yvette Estermann ihren Dr. med. gekostet. Das Urteil des Schweizer Ärzteverbands VSAO muss die Schweizer Politikerin schwer getroffen haben. Nur den Titel „MU Dr., Comenius-Universität in Bratislava,“ den sie an einer Universität in Bratislava im Jahr 1993 erworben hat, darf sie weiterhin führen. Immerhin war für diesen Titel keine Doktorarbeit erforderlich, mit der die Wahl-Schweizerin, deren Mädchenname Iveta Gavlasová lautet, bei der Plagiatsprüfung hätte durchfallen können. Dabei hat die Plagiatsaffäre um die einstige Medizinerin noch ein viel größeres Ausmaß angenommen, als das bei vielen anderen öffentlichen Plagiatsaffären der Fall war. Immerhin gab auch das Verhalten von ihrem Ehemann, Richard Estermann, Anlass zu Nachfragen bezüglich der Legitimität des Doktortitels der Politikerin.
Doch was genau hatten die Estermanns denn nun verbrochen? Richard Estermann soll eine „Titelmühlen“-Universität betrieben haben, bei der Interessenten diverse akademische Titel hätten käuflich erwerben können, ohne die entsprechenden Qualifikationen nachzuweisen oder eine Dissertation von der erforderlichen Güte einzureichen. Für viele Kritiker ist dies ein noch schlimmerer Vorwurf als ein einfacher Plagiatsverdacht, da wissenschaftliches Fehlverhalten dann nicht nur von einer Person betrieben, sondern zum großen, überaus lukrativen Geschäft wird. Aber was genau hat es mit der Plagiatsaffäre Yvette Estermann nun zu tun? Sie war in der Vergangenheit Mitglied des Verwaltungsrats, so dass sie von dem Fehlverhalten ihres Mannes gewusst haben müsste. Nachdem diese Umstände bekannt wurden, war es daher nicht verwunderlich, dass zahlreiche Ärzte, Politiker und andere Kritiker eben auch die Legitimität von Estermanns eigenem Doktortitel anzweifelten. Obwohl Yvette Estermann selbst der Meinung war, dass sie sich zu diesen Vorwürfen nicht weiter äußern müsse, hatte die öffentliche Affäre um ihren Mann für sie dennoch ein folgenschweres Nachspiel. Immerhin war es im Zusammenhang mit dieser Affäre, dass der Verband Schweizerischer Assistenz- und OberärztInnen überhaupt erst auf sie aufmerksam wurde.
Im Anschluss an eine umfangreiche Prüfung durch den VSAO wurde Yvette Estermann ihr Titel, den sie zuvor nicht rechtmäßig geführt hatte, letztendlich entzogen. Was genau bei der Überprüfung des Sachverhalts geschehen war, ist nicht bekannt. Denn wie der Geschäftsführer des VSAO, Simon Stettler, bestätigte, werden die Einzelheiten der Entscheide des Verbands nicht öffentlich publiziert. Nur das finale Urteil steht fest und Yvette Estermann gab zu ihrem Titelverlust selbst bekannt, dass sie zumindest froh darüber sei, dass nun endlich Klarheit in dieser Sache herrsche. Auch ihre Webseite hat die Schweizer Politikerin bereits entsprechend angepasst und führt den Doktortitel dort nun ebenfalls nicht mehr.