Wissenschaftliche Arbeit schreiben

Leitfaden für wissenschaftliche Arbeiten

Dieser Leitfaden soll eine erste Hilfe für diejenigen darstellen, die eine wissenschaftliche Arbeit anzufertigen haben – für alle Arten einer wissenschaftlichen Arbeit. Von der Auswahl des Themas über die Literatursuche und -bearbeitung bis hin zu den Zitierregeln und der Erstellung der Rohfassung werden alle relevanten Themen rund um die wissenschaftliche Arbeit und das wissenschaftliche Arbeiten behandelt – verständlich, praxisnah und sofort anwendbar.

Definition wissenschaftliche Arbeit

Eine wissenschaftliche Arbeit ist eine gegliederte schriftliche Abhandlung, die mit neuen Erkenntnissen zur Forschung beitragen soll. An Universitäten werden akademische Arbeiten als Prüfungsform genutzt.

Was zeichnet wissenschaftliches Arbeiten aus?

Das wissenschaftliche Arbeiten ist ein methodisches Vorgehen, mit dem neue Forschungserkenntnisse erreicht werden sollen. Dabei müssen die Forschungsergebnisse einer Arbeit objektiv und nachvollziehbar (Objektivität), valide (Validität) und reproduzierbar (Reliabilität) sein.

Objektivität: Alle Quellen, Erhebungs- und Auswertungsmethoden  müssen angegeben werden. Somit bleibt die wissenschaftliche Arbeit transparent und jeder kann die Basis erkennen, welche Fakten und Theorien den Autor zu seinen Schlussfolgerungen geführt haben.

Reliabilität: Darunter wird die Zuverlässigkeit verstanden. Verwendete Verfahren müssen bei Wiederholung genau dieselben Ergebnisse liefern. Im Text muss klar erkennbar sein, wo es sich um zuverlässige Tatsachen oder nicht unbedingt nachprüfbare Meinungen und Vermutungen handelt.

Validität: Die Gültigkeit bezieht sich auf das Thema der Arbeit: Es muss in der Arbeit auch tatsächlich das behandelt werden, was der Titel, das Thema vorgibt. Die Arbeit soll nur Antworten auf die sich aus dem Thema ergebenden Fragen geben.

Mit dem Erstellen einer schriftlichen wissenschaftlichen Arbeit sollen Sie in der Regel zeigen, ob Sie in der Lage sind, ein bestimmtes abgegrenztes Thema systematisch zu untersuchen und die Ergebnisse dieser Untersuchung logisch geordnet darzustellen.

Zitieren = wissenschaftliches Arbeiten!

Die Fakten und Theorien werden durch das Zitieren belegt. Sie können Aussagen durch direkte und indirekte Zitate belegen. Dadurch findet eine klare Differenzierung zwischen den eigenen und fremden Aussagen / Forschungs­ergebnissen statt.

Direkte vs. indirekte Zitate
Zitierwürdigkeit & Zitierfähigkeit

Unter zitierwürdige Quellen fallen überwiegend wissenschaftliche Veröffentlichungen (wie z. B. Monografien und Journals). Zu den nicht-zitierwürdigen Quellen unwissenschaftlichen Quellen wie z. B. Sachbücher, Boulevardzeitschriften, unseriöse Internetseiten und Nachschlagewerke.

Zitierwürdig / zitierfähig
Wissenschaftliche Sprache
Um die Objektivität der Arbeit zu betonen, darf ein Thema nicht subjektiv beschrieben werden (Ihre Meinung darf nicht zur Sprache kommen). Daher sollten Sie unbedingt die Ich-Form, Floskeln und Umgangssprache vermeiden. Zwar gibt es hier durchaus gewisse Freiräume für die individuelle Gestaltung. Die Arbeit soll dabei aber auf jeden Fall übersichtlich und für alle interessierten Leser verständlich bleiben. Hochtrabender Fachjargon ist deshalb genauso fehl am Platz wie Dialekt oder Szeneslang. Stattdessen sollte ein schmuckloser Schreibstil genutzt werden, der auf möglichst wenige Adjektive zurückgreift. Dabei werden wichtige Fachbegriffe definiert und in Zusammenhänge zu anderen Fachtermini gebracht.

Was berücksichtigen bei der Arbeitsplanung einer wissenschaftliche Arbeit?

Wozu Arbeitsplanung, ich habe mein Thema, suche ein paar Bücher, lese diese und los geht es mit dem Schreiben. Für viele ist das Thema Arbeitsplanung damit abgehakt. Und spätestens bei der ersten größeren Arbeit bricht dann das Chaos aus: die Literatursuche dauert zu lange, die Gliederung ist nicht rechtzeitig fertig, weil Sie mit dem Lesen nicht nachkommen. Es sind schon manche Arbeiten gescheitert, weil sie trotz nächtlicher Arbeitseinsätze nicht rechtzeitig vervielfältigt und gebunden werden konnten. Wie jeder gute Handwerker sich genau über seinen Arbeitsauftrag informiert, Termine plant, darauf achtet, dass notwendige Geräte, Werkzeuge und Ersatzteile usw. rechtzeitig vorhanden sind, erfordert auch das gewissenhafte wissenschaftliche Arbeiten Disziplin und eine ordentliche Arbeitsplanung. Dazu gehört natürlich, dass Sie sich Gedanken machen über die nötigen Arbeitsschritte, wie viel Zeit dafür zu veranschlagen ist, aber auch, und das kommt auch in vielen Einführungen für das wissenschaftliche Arbeiten zu kurz, über das Arbeitsumfeld und die eigenen Lerngewohnheiten.

Warum haben wissenschaftliche Arbeiten den ähnlichen Aufbau?

Referat, Bericht, Protokoll, Studienarbeit, Bachelorarbeit, Masterarbeit, Diplomarbeit, Dissertation fallen unter wissenschaftliche Arbeiten um nur ein paar Arten zu nennen. Es gibt eine Vielzahl von Formen schriftlicher wissenschaftlicher Arbeiten, die sich je nach Funktion in ihrem Aufbau, Umfang, Komplexität und der Relevanz des Erkenntnisgewinns unterscheiden. Dazu kommen in der Regel noch spezielle Vorgaben von Seiten der Schule bzw. Hochschule. Eine allgemein verbindliche Darstellung des formalen Aufbaus der einzelnen Formen ist nicht möglich. Deshalb beschränken wir uns hier auf ein Grundgerüst für schriftliche wissenschaftliche Arbeiten.

Worauf beim wissenschaftlichen Aufbau achten?

Alle akademischen Arbeiten, von der Hausarbeit bis zur Dissertation, zählen zu den wissenschaftlichen Arbeiten. Sie unterscheiden Sie im Umfang und Komplexität und der Relevanz des Erkenntnisgewinns. Bei Hausarbeiten und Abschlussarbeiten wird kein großer Erkenntnisgewinn vorausgesetzt, sondern i. d. R. nur eine Zusammenstellung des aktuellen Forschungsstands. Erst bei der Doktorarbeit und Habilitation werden hohe Ansprüche an den Erkenntnisgewinn gesetzt.

Aufbau einer wissenschaftlichen Arbeit

Eine wissenschaftliche Arbeit ist zwar nicht normiert, dennoch sollte eine bestimmte Reihenfolge eingehalten werden, in der die wissenschaftliche Abhandlung umgesetzt wird. Nicht alle Kapitel müssen genau in dieser Reihenfolge aufgeführt werden (bei Zweifel in den Leitfaden schauen oder Dozenten fragen), dennoch ist der vorgeschlagene Aufbau der populärste.

wissenschaftliche Arbeit
wissenschaftliche Arbeit Aufbau

Deckblatt

Das Titelblatt enthält mindestens den exakten, vollständigen Titel, den vollständigen Namen des Autors, den Namen des Betreuers, bzw. (Seminar-)Leiters, Angaben zum Seminar bzw. Fachbereich sowie den Abgabetermin. Auch hier, wie für alle folgenden Teile, gilt: näheres bestimmt die Prüfungsordnung der (Hoch-)schule. Gestalterische Elemente wie Bilder, Ornamente usw. gehören nicht auf das Titelblatt. Jede Universität bzw. Fakultät hat andere Vorgaben zum Layout des Deckblatts. Fragen Sie Ihren Betreuer, ob Sie ein bestimmtes Deckblatt verwenden sollen.

Deckblatt

Abstract

Das Abstract ist keine zweite Zusammenfassung. Im Abstract wird das Forschungsvorhaben zwar auch kurz zusammengefasst, aber das Abstract beinhaltet keinen Ausblick, geht auf keine offenen Fragen ein und ist vom Umfang auf eine Seite begrenzt. Ziel des Abstracts ist die Anregung zum Lesen, daher muss es prägnant, interessant, aber nicht zu viel verratend sein.

Abstract

Danksagung

Die Danksagung (auch Vorwort genannt) ist ein optionaler Teil einer wissenschaftlichen Arbeit. Bei Haus- oder Bachelorarbeiten sind Danksagungen sind deutlich unüblicher als bei einer Dissertation.

Danksagung

Inhaltsverzeichnis

Das Inhaltsverzeichnis (auch Gliederung genannt) gibt einen Überblick über den Aufbau Ihrer wissenschaftlichen Arbeit. Alle Verzeichnisse und Kapitel müssen aufgeführt werden, wobei Verzeichnisse mit römischen Zahlen und Kapitel mit arabischen Zahlen nummeriert werden. Jedoch gibt es auch Ausnahmen, bei denen alle Seiten mit arabischen Seitenzahlen nummeriert werden. Die Überschriften müssen prägnant und für sich selbst stehend formuliert sein.

Weitere Verzeichnisse (nicht obligatorisch)

Abbildungsverzeichnis

Im Abbildungsverzeichnis müssen alle im Fließtext genutzten Abbildungen aufgeführt werden. Abbildungen, die nur im Anhang hinzugefügt werden, gehören nicht ins Abbildungsverzeichnis.

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Ein Tabellenverzeichnis ist kein obligatorischer Teil des Aufbaus einer Arbeit und sollte nur eingefügt werden, wenn Sie Tabellen im Fließtext eingebaut haben. Tabellen aus dem Anhang gehören nicht ins Tabellenverzeichnis. Wie Tabellen richtig zu beschriften sind, erfahren Sie in dem weiterführenden Beitrag.

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Das Abkürzungsverzeichnis gehört nicht zum obligatorischen Aufbau einer Arbeit und sollte nur dann erstellt werden, wenn viele Abkürzungen genutzt werden. Geläufige Abkürzungen sollten nicht im Abkürzungsverzeichnis aufgeführt werden. Welche Abkürzungen ins Abkürzungsverzeichnis gehören, finden Sie in dem weiterführenden Beitrag.

Abkürzungsverzeichnis

Einleitung

Die Einleitung besteht aus einer Problemstellung, Forschungsfrage & Zielsetzung und Aufbau der Arbeit (methodisches Vorgehen). Ob Ihre akademische Arbeit Hypothesen beinhaltet, ist Ihnen ganz überlassen und keine obligatorische Voraussetzung. Bei kurzen Haus- und Seminararbeiten kann oft auf den aktuellen Forschungsstand verzichtet werden.

Einleitung & Zusammenfassung sollten jeweils 3-15% (fachabhängig) des Gesamtumfangs umfassen
Einleitung

Problemstellung

Die Problemstellung beschreibt ein konkretes Problem. Ihre akademische Arbeit sollte im Idealfall die Lösung des Problems darstellen oder die Ursache für das Problem finden. Sie sollten die Relevanz des Problems unbedingt unterstreichen.

Problemstellung

Forschungsstand

Im Forschungsstand (auch State of the Art genannt) werden die aktuellen Forschungsergebnisse kurz dargelegt. Dabei sollten die Forschungsergebnisse nicht wahllos aneinandergereiht werden, sondern inhaltlich strukturiert zusammengefasst werden.

Forschungsstand

Forschungsfrage und Zielsetzung

In diesem Teil der Arbeit werden die Forschungsfrage (ggf. auch Hypothesen) und Zielsetzung formuliert. Die Forschungsfrage beschreibt, was Sie erforschen wollen, hingegen die Zielsetzung, warum Sie das erforschen wollen.

Leitfrage DefinitionForschungsfrage formulierenWo gehört die Leitfrage hin?Formulierungen für Leitfrage

Hauptteil

Im Hauptteil erfolgt die eigentliche Leistung einer wissenschaftlichen Abhandlung. Die Kapitel sind so aufeinander aufgebaut, dass mit einem methodischen Vorgehen die Forschungsfrage beantwortet wird. Der Erkenntnisgewinn kann entweder über eine theoretische (Literaturarbeit) oder empirische Arbeit erfolgen, wobei die empirische Arbeit auch über einen theoretischen Teil verfügt.

Literaturarbeit / empirische Arbeit

Zusammenfassung

In Zusammenfassung (auch Fazit oder Resümee genannt) werden die Ergebnisse Ihrer akademischen Arbeit zusammentragen. Dazu gehört neben der Beantwortung der Forschungsfrage auch ggf. die Bestätigung oder Widerlegung der Hypothesen. Bei umfangreicheren Arbeiten sollte auch ein Ausblick enthalten sein.

Fazit

Literaturverzeichnis

Im Literaturverzeichnis sollten Sie alle in der wissenschaftlichen Arbeit genutzten Quellen aufführen. An manchen Universitäten müssen Onlinequellen separat aufgeführt werden.

Literaturverzeichnis

Anhang

In den Anhang gehören z. B. die transkribierten Interviews. Insofern Abbildungen und Tabellen nicht direkt in den Fließtext eingebaut dürfen, so können Sie im Anhang eingefügt werden (Bei Zweifel fragen Sie Ihren Betreuer). Dadurch soll wegen der Größe im Text der Lesefluss nicht gestört werden. Der Anhang ist kein obligatorischer Teil von wissenschaftlichen Arbeiten und wird i. d. R. bei empirischen Arbeiten benötigt.

Anhang

Eidesstattliche Erklärung

Die Eidesstattliche Erklärung wird ganz am Ende der akademischen Arbeit eingefügt. Nutzen Sie am besten die Vorlage Ihrer Universität und unterschreiben Sie die Erklärung.

Eidesstattliche Erklärung
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Welche wissenschaftlichen Arbeiten gibt es?

Alle akademischen Arbeiten, von der Hausarbeit bis zur Dissertation, zählen zu den wissenschaftlichen Arbeiten. Sie unterscheiden Sie im Umfang und Komplexität und der Relevanz des Erkenntnisgewinns.

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