Die Gruppendiskussion (auch Gruppeninterview) ist ein Gespräch in einer Gruppe von Untersuchungspersonen, die sich zu einem von dem Forscher vorgegebenen Thema äußern.
Die Teilnehmer können sich im Rahmen der Gruppendiskussion z. B. zu ihrer Meinung oder ihren Erfahrungen äußern. Der Leiter hat die Aufgabe, die Diskussion anzuregen und ggf. zu moderieren. Über den Verlauf der Diskussion entscheiden jedoch in erster Linie die Teilnehmer selbst. Es ist eine Interviewform, die in der qualitativen empirischen Forschung angewandt wird.
Gruppendiskussionen werden oft in der Markt- und Meinungsforschung angewandt (z. B. Gespräche über Konzepte, Produkte, Werbung usw.). Bei einem solchen Gespräch lassen sich schnell und einfach benötigte Informationen sammeln. Auch individuelle Meinungen und Gruppenmeinungen, situationsabhängige Gruppenmeinungen sowie gruppeninterne Prozesse können mit Gruppendiskussionen ermittelt werden. Nicht zuletzt werden sie auch zu therapeutischen Zwecken in der Psychotherapie eingesetzt.
Die Gruppen, die an einer Gruppendiskussion teilnehmen, können homogen oder heterogen sein. Dies wird z. B. in Bezug auf das Alter, das Geschlecht bzw. Erfahrungen oder Überzeugungen der Teilnehmer bestimmt. Die Entscheidung über die Gruppenzusammensetzung hängt von der jeweiligen Forschungsfrage ab.
Eine solche Gruppe besteht meistens aus 6-10 Personen, wobei 3-20 Teilnehmer eigentlich denkbar sind, es kommt bei der Entscheidung auf das Ziel der Gruppendiskussion an.
Die Teilnehmer sollen sich in einem face-to-face-Gespräch austauschen, so dass die Sitzordnung dies ermöglichen muss. Auch sollte man eine ungerade Anzahl von Teilnehmern einladen, damit man Bildung von gleich starken Fronten verhindern kann.
Allgemein: Der Forscher muss am Anfang die Gruppe über die Untersuchung informieren. Dabei darf er den Teilnehmern nicht zu viele Informationen weitergeben, um die erwarteten Antworten nicht zu manipulieren.
Gruppendiskussionen fangen mit einem Stimulus an: beispielsweise mit einem Thema, einer (offenen) Frage oder einer Stellungnahme. Wichtig ist, dass diese Anregung nicht an einzelne Teilnehmer, sondern an die ganze Gruppe gerichtet ist. Die Formulierung hängt selbstverständlich von der Forschungsfrage ab
Am Anfang wird die Forschungsfrage festgelegt, somit wird auch das Ziel der Gruppendiskussion bestimmt.
Im nächsten Schritt wird der Leitfaden vorbereitet. Im Leitfaden sollten mögliche Fragen formuliert werden. Bei der Vorbereitung sollten Sie sich auch Gedanken über den möglichen Diskussionsverlauf machen, beispielsweise über Reaktionen beim Abschweifen von Thema oder beim Desinteresse der Teilnehmer.
Die Teilnehmer sollen unter Berücksichtigung der Forschungsfrage gewählt werden. Es sollen keine zufälligen Personen sein. Natürliche Gruppen eignen sich besser bei Untersuchungen, bei denen die Unabhängigkeit der Aussagen weniger wichtig ist. In künstlichen Gruppen können offenere Diskussionen geführt werden, sie lassen sich auch leichter moderieren.
Die Gruppendiskussion soll aufgezeichnet (per Audio-/Videoträger) werden. Die Aufnahmen bilden die Grundlage für die anschließende Auswertung. Dazu ist die Wahl eines entsprechenden Aufnahmegeräts notwendig. Bei Tonaufnahmen sollte man entsprechende Vorkehrungen treffen, die es später – bei der Transkription – ermöglichen, die Aussagen bestimmten Sprechern zuzuordnen (z. B. durch eine Vorstellungsrunde). Vor der eigentlichen Aufnahme muss die Qualität bzw. die Eignung des Aufnahmegeräts unbedingt geprüft werden. Die Teilnehmer sollen über den Verlauf der Gruppendiskussion selbst entscheiden, allerdings ist es manchmal notwendig, die Diskussion zu moderieren, so dass die wichtigsten Fragen von der Gruppe tatsächlich beantwortet werden können.
Zu Auswertung lassen sich verschiedene Verfahren anwenden, meistens ist es die qualitative Inhaltsanalyse. Die dokumentarische Methode empfiehlt die folgenden Schritte der Auswertung:
a) formulierende Interpretation: Ermittelt wird am Anfang die thematische Gliederung. Es werden auch die Diskussionsinhalte zusammengefasst. Bei diesem Schritt werden darüber hinaus Stellen ermittelt, die einer genaueren Analyse wegen ihrer Relevanz für das Thema bedürfen.
b) reflektierende Interpretation: Hier werden die relevanten Aussagen interpretiert. Dabei gilt nicht nur die Inhalte, sondern auch die Diskursorganisation zu erfassen.
c) Typenbildung: In diesem Schritt soll eine Zusammenfassung der Gruppendiskussion als Fallbeschreibung erfolgen. Berücksichtigt werden dabei die Art der Gruppe, Art der Diskussionsteilnahme der einzelnen Teilnehmer, Raum- und Zeitfaktoren der Diskussion.